Orientierung
31.1. | 12:30 | ORF 2
Vorbild für Österreich? Wie Sant`Egidio Flüchtlinge nach Italien bringt
Die römische Gemeinschaft Sant’Egidio ermöglicht es Flüchtlingen seit fünf Jahren, legal und sicher über humanitäre Korridore nach Europa zu gelangen. In diesen Wochen hat die christliche Laienorganisation dafür wieder Verhandlungen mit der italienischen Regierung aufgenommen, um Flüchtlinge von der griechischen Insel Lesbos ins Land zu holen. Eine Delegation von Aktivistinnen und Aktivisten auf Lesbos bereitet die Einreise von vor allem Kindern und Familien aus dem Lager Kara Tepe nach Italien vor. Der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler, der das Flüchtlingsleid von Lesbos öffentlich anprangert, hat zuletzt auf die Korridore von Sant’Egidio verwiesen: als Vorbild für Österreich. Doch zur Zeit scheitern alle Bemühungen, wenigstens eine symbolische Zahl von Kindern aus Kara Tepe in Österreich aufzunehmen, am Widerstand der ÖVP und damit der Bundesregierung. Die Gemeinschaft Sant`Egidio zeigt vor, wie es gehen kann - auch zu Zeiten der Corona-Pandemie.
Bericht: Katharina Wagner, Länge: 6 Minuten
Toten ein Gesicht geben: Schon mehr als 7.500 Corona-Opfer in Österreich
Es sind bereits mehr als 7.500 Menschen, die in Österreich an oder mit Corona gestorben sind. Doch wer steht hinter dieser Zahl, wer sind diese Corona-Opfer? „Es ist zwar gut, dass wir die Zahlen kennen, um diese Pandemie ernst zu nehmen. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass diese Menschen Väter, Mütter und Geschwister waren“, sagt die Wiener Lehrerin und Journalistin Bernadette Spitzer. Im vergangenen Dezember ist ihr 78-jähriger Vater, der Musiker und Universitätsprofessor Leopold Spitzer, an Corona erkrankt und verstorben. „Wir wissen nicht, wie und wo er sich angesteckt hat. Er lebte allein und zurückgezogen. Ja, er war nicht der Jüngste, aber mit dem Leben hatte er überhaupt nicht abgeschlossen.“
Bericht: Zoran Dobrić, Länge: 8 Minuten
Wenn Millionen fehlen: Frankreichs katholische Kirche in finanziellen Turbulenzen
Die römisch-katholische Kirche in Frankreich muss sich von ihrem Familiensilber trennen: Zahlreiche Bistümer stecken aufgrund der Corona-Krise in massiven finanziellen Schwierigkeiten, weil Spenden ausgeblieben sind. Die Verluste liegen bei rund 60 Millionen Euro. Weil der Staat in Frankreich keine Kirchensteuer einhebt und die Kirchen auch sonst nicht unterstützt, verkaufen Diözesen nun Teile ihres Immobilienbestandes. Vor allem Pfarrhäuser wechseln den Besitzer. Im Bistum Troyes in der Champagne wird sogar der Verkauf des Herzstücks der Diözese ernsthaft geprüft, um eine Pleite abzuwenden.
Bericht: Cornelia Primosch, Länge: 7 Minuten
Der vielseitige Phantast: Arik Brauer und das Alte Testament
Arik Brauer war ein Universalkünstler. Als „Singer-Songwriter“ im Wiener Dialekt, als Autor „fast wahrer Geschichten“ war er bekannt, berühmter noch als darstellender Künstler - als bedeutender Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Vergangenen Sonntag ist der Ausnahmekünstler im Alter von 92 Jahren verstorben. Über das „Buch der Bücher“ meinte Brauer vor rund zwölf Jahren in einem Beitrag für „Orientierung“: „Ich sehe die Bibel als ein überragendes Kunstwerk und in diesem Sinne hat sie gewissermaßen etwas Überirdisches.“ Das Wiener Dommuseum hatte Brauer 2009 anlässlich seines 80. Geburtstags eine Ausstellung gewidmet. Die Faszination, die die „überirdischen Parabeln“, besonders aus dem Ersten Testament – der jüdischen Bibel – auf den Künstler ausübten, äußerte sich bei Arik Brauer in figurativen, farbenprächtigen und erzählerischen Bildern im Stil des Phantastischen Realismus. Und: Obwohl sich die Malerei des „Judenmalers“ (Arik Brauer über Arik Brauer) wie eine üppig-naive Märchenwelt ausnimmt, hat sie doch – auf den zweiten Blick – etwas Tiefes und Hintergründiges an sich. Anlässlich des Ablebens von Arik Brauer wiederholt die „Orientierung“ – in gekürzter Form - einen Beitrag aus dem Jahr 2009.
Bericht: Klaus Ther, Länge: 6 Minuten