Lebenskunst
21.2. | 07:05 | Ö1
Von der Ansteckungskraft des Guten – Gedanken in pandemischen Zeiten
Geboren 1608 in Lissabon, Portugal – oder poetisch: Lusitanien – gestorben 1697 in Salvador da Bahia, Brasilien, war António Vieira eine nicht nur für seine Zeit faszinierende Persönlichkeit. Der katholische Priester, Jesuit und Schriftsteller setzte sich für die Rechte der jüdischen und der indigenen Bevölkerung ein und bekämpfte Ausbeutung und koloniale Missstände. Mit seinen Predigten verstand er es, Menschen zu erreichen und sie zu bewegen. Bis heute, meint die Übersetzerin vieler seiner Predigten, Gloria Kaiser. Die in Graz lebende Autorin historischer Biografien fühlt sich von den Worten des lusitanischen Jesuitenpaters – besonders seiner Pestpredigt – gerade in Zeiten von Corona angesprochen, aufgerufen und ermutigt. Für LEBENSKUNST hat sie seine und ihre Gedanken in einen Radioessay münden lassen.
Im Innersten – Mystik in den Religionen
In der sogenannten Fastenzeit, einer Zeit, die im christlichen Kontext besonders im Zeichen der Innenschau steht, widmet sich die ORF Abteilung Religion und Ethik im Rahmen eines von Kerstin Tretina initiierten Multimedia-Projekts mystisch-religiösen Strömungen. Die Sehnsucht nach Ganzheitlichkeit, danach, sich „ganz“ zu fühlen, ist heute groß. Wenn manche äußere Einflüsse und Ablenkungen wegfallen, sind viele Menschen auf sich selbst zurückgeworfen. Das greifen mystische Bewegungen vieler Religionen auf und ermutigen: Die größten Schätze sind im Innersten zu finden, in der eigenen Seele. Ist die Mystik, dieser alte Kern der Religionen, also vielleicht auch deren Zukunft? Die Parallelen sind offensichtlich: Die mystische Erfahrung ist eine der Einheit und Ganzheitlichkeit, ein Vordingen ins Innerste. Von vielen wird die Mystik daher als Kern und gar Ursprung aller Religionen betrachtet; als das, was alle Traditionen verbindet. Jedenfalls bieten die mystischen Strömungen der verschiedenen Religionen eines: einen Anknüpfungspunkt zu Verständigung und Dialog.
(Links zum Programmschwerpunkt finden sich auf oe1.orf.at/mystik und auf religion.orf.at)
Begleitend zur Ö1-Sendereihe TAO wendet sich LEBENSKUNST der Mystik in Judentum, Christentum, Islam und den indischen Traditionen zu. Den Beginn machen:
Einssein mit Gott im Hier und Jetzt – Einblicke in die christliche Mystik
Im Christentum mit all seinen Denominationen gibt es verschiedene Interpretationen von Mystik, die gemeinsame Merkmale aufweisen: Immer geht es um die Erfahrung des Göttlichen und seines Wirkens in Seele und Leben, um die Vereinigung, das Einswerden mit dem großen Ganzen, mit Gott, schon auf Erden – und immer geht es um Gnade, um ein Geschenk, das man nur empfangen kann. Dabei ist die Erfahrung Gottes, die Ergriffenheit von diesem großen Geheimnis, in der christlichen Tradition nicht selten „erschütternd“. Mystiker/innen haben oftmals kritisch hinterfragt, ob ihre Erfahrungen, ihre Schauungen, diese Momente der Entrücktheit und Ekstase, Einbildung oder wahrhaftig sind. Ein Streifzug von Meister Eckhart über Teresa von Ávila bis zu Karl Rahner von Maria Harmer:
Die verborgene Überlieferung – Einblicke in die jüdische Kabbala
Die Bezeichnung „Kabbala“ stammt aus dem Hebräischen, geht auf das 12./13. Jahrhundert zurück und bedeutet Überlieferung, Weiterleitung, Tradition. Dabei versuchten jüdische Gelehrte einen neuen Weg zu Gott zu finden, eine unmittelbare, lebendige Beziehung zu ihm herzustellen, eine Vereinigung der Seele mit dem Göttlichen und ein Aufsteigen in göttliche Welten. Es wurde und wird gelehrt, dass alle Seelen ihren Ursprung in Gott haben und dass jede Seele selbst ein göttlicher Funke ist. Kerstin Tretina ist diesen Lehren von ihren Anfängen über Isaac Luria und den Chassidismus bis in die Gegenwart gefolgt.
(Die Sendereihe "Im Innersten - Mystik in den Religionen" erscheint in der Edition Ö1 als CD, im Download und im Streaming. Nähere Informationen beim Ö1 Service unter der Telefonnummer 01-501 70 371 oder per E-Mail unter oe1.service@orf.at)
Hinter mir die Sintflut: Von der Kraft des Regenbogens – Bibelessay zu Genesis 9,8-15
Seit Aschermittwoch, 17.2., begeht die Westkirche eine Zeit der Besinnung und des Neuanfangs, eine Zeit, die auch dazu einladen kann, den eigenen Lebensstil zu überprüfen und bewusster zu leben: die sogenannte Fastenzeit, die zum Auferstehungsfest Ostern führen soll. Am „1. Fastensonntag“ ist in katholischen Gottesdiensten jene Stelle aus dem Buch Genesis vorgesehen, die vom Bund Gottes mit Noah und seiner Familie nach der Sintflut erzählt. Als Zeichen dafür gilt der Regenbogen. Die Bibelstelle schildere einen Bundesschluss, der der Krise nicht das letzte Wort lässt, meint die katholische Theologin Mirja Kutzer. Sie lehrt Systematische Theologie an der Universität Kassel.
Redaktion & Moderation: Doris Appel