Zehntausende beim Mittagsgebet des Papstes
Gemeinsam mit einer gewaltigen Menschenmenge hat Papst Benedikt XVI. am Sonntagmittag im Vatikan das Mittagsgebet gesprochen. Vor rund einhunderttausend Anwesenden auf dem Petersplatz rief er alle Gläubigen in der Fastenzeit zu Umkehr und Reue und zur Absage an Egoismus und Stolz auf. Zum vorletzten Angelus-Gebet des Pontifex waren auch Roms Stadtverwaltung unter Leitung von Bürgermeister Gianni Alemanno zum Abschiedsbesuch gekommen, den Papst Benedikt XVI. herzlich begrüßte. "Mit Ihnen grüße ich alle Bürger dieser geliebten Stadt und danke all ihren Bewohnern", sagte er nach dem Angelus-Gebet.
"Danke, dass ihr so zahlreich gekommen seid! Auch das ist ein Zeichen der Zuneigung und geistigen Verbundenheit, das ihr mir in diesen Tagen erweist", sagte Benedikt vor der Menschenmenge, die ihn mit langem Applaus und "Viva-il-papa-Rufen" begrüßte.
Wie an jedem Sonntag seit seinem Amtsantritt 2005 stellte Benedikt XVI. auch 10 Tage vor seinem Pontifikatsende das Sonntagsevangelium in den Mittelpunkt seiner Ansprache. Zu Beginn der an Aschermittwoch eröffneten Fastenzeit rief er die Gläubigen zu Umkehr, Reue und innerer Erneuerung auf. Die Gläubigen sollten sich wieder auf Gott hin orientieren, sich von Stolz und Egoismus abkehren und in christlicher Liebe leben. Insbesondere in dem von ihm ausgerufenen "Jahr des Glaubens" sollte die Katholiken den Glauben an Gott als Grundlage ihres Lebens und des Lebens der Kirche wiederentdecken, sagte er.
Lebensentscheidung für Gott
Das verlange immer einen "Kampf, eine geistliche Anstrengung, denn der Geist widersetzt sich natürlich zunächst unserer Heiligung und versucht uns von dem Weg zu Gott abzubringen", führte Benedikt XVI. aus. Insbesondere müsse man sich davor hüten, Gott zu instrumentalisieren und für eigene Zwecke einsetzen zu wollen, mahnte der Pontifex. Es gehe nicht an, Erfolg und materielle Güter höher zu stellen als Gott, man dürfte ihn nicht an eine zweite Stelle herunterstufen oder als bedeutungslos ansehen.
"In jedem Moment stehen wir vor einem Scheideweg und müssen uns für die Nachfolge Gottes entscheiden", sagte der Papst in seiner Ansprache. Und vor diesem Kampf brauche man keine Angst zu haben. Jeder müsse überlegen, ob er persönlichen Interessen oder dem allgemeinen Wohl folgen wolle.
In einem Grußwort auf Deutsch sagte der Papst: "Von Herzen heiße ich alle deutschsprachigen Pilger und Besucher willkommen. Die Lesungen und das Evangelium des heutigen Sonntags stellen uns vor Augen, dass der Mensch sich oft unwürdig und bedürftig empfindet, wenn er Gott gegenübersteht. Aber der Herr kommt dem Sünder entgegen und erneuert ihn. Suchen wir immer wieder die Begegnung mit dem Herrn, aus der wir Nahrung und Orientierung für unsere Aufgaben in der Welt schöpfen können. Ich danke euch für die zahlreichen Beweise eurer Verbundenheit und für euer Gebet in diesen für mich schwierigen Tagen. Ich bitte euch, mir und der Römischen Kurie besonders in der nächsten Woche während unserer alljährlichen Exerzitien nahe zu sein. Der Heilige Geist begleite uns alle auf unserem geistlichen Weg in der Fastenzeit."