Ordensschulen: Schülerzahl stabil
Die heimischen Ordensschulen können ihre Schülerzahlen weitgehend halten, obwohl das Schulwesen allgemein mit schwachen Geburtenjahrgängen zu kämpfen hat. Das hat Rudolf Luftensteiner, Geschäftsführer der "Vereinigung von Ordensschulen Österreichs" und Leiter des Schulreferats der Ordensgemeinschaften Österreich, im Gespräch mit "Kathpress" betont. Ungefähr jeder sechste Schüler - insgesamt 50.000, über 15.000 davon allein in Wien - besucht derzeit eine der 228 Ordensschulen.
Noch gebe es für das Schuljahr 2014/15 keine genauen Zahlen, nach wie vor völlig überlaufen seien aber jedenfalls die von Orden getragenen Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik (BAKIP), von denen es 13 in Österreich gibt. Geringeres Interesse bestehe hingegen bei den Neuen Mittelschulen, wobei dies kein ordensspezifisches Problem sei.
Zunehmend nachgefragt sei die Nachmittagsbetreuung. Das schon lange bestehende Nachmittagsangebot vieler Ordensschulen, das durch qualitätsvollen Ausbau "viel mehr als Beaufsichtigung" sei, sei eine der Stärken der kirchlichen Schulen, so Luftensteiner.
Wenig Freude zeigte Luftensteiner ob des staatlichen Sparprogramms im Schulbereich, etwa bei der Zuteilung von Lehrerposten. So müsse vielerorts die gesetzlich zulässige Schülerhöchstzahl pro Klasse wieder voll ausgeschöpft werden, was wohl auch zu einem Qualitätsverlust im Unterricht führen könne. Kritisch erwähnte Luftensteiner auch die Budgetkürzungen im Fortbildungsbereich für Lehrer.
Trägervereine übernehmen Schulerhaltung
Insgesamt führen die Orden derzeit 47 Volksschulen, 49 Haupt- bzw. Neue Mittelschulen, 46 Allgemeinbildende Höhere Schulen (AHS), 68 Berufsbildende Mittlere und Höhere Schulen (BMHS), 13 Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik und fünf Sonderschulen. 190 der Schulen werden von Frauen- und 38 von Männerorden geführt.
Meist führen die Orden aufgrund der Personalsituation ihre Schulen nicht mehr in Eigenregie, sondern haben die Aufgabe des Schulerhalters an Trägervereine weitergegeben, die sie etwa bei der Schulverwaltung oder der wirtschaftlichen Führung der Schulen entlasten. Ein Beispiel dafür ist der Verein "Vereinigung von Ordensschulen Österreichs", der 1993 gegründet wurde und als Erhalter zahlreicher Ordensschulen, vornehmlich in Wien, Niederösterreich und Burgenland, fungiert.
Doch angesichts des Rückgangs der Ordensleute "investieren die Schulerhalter der Orden stark in Schulungen, um das Ordens-Charisma innovativ und zukunftsorientiert zu verankern", betont Luftensteiner: "Die Ordensschulen haben nur dann Zukunft, wenn zwei Punkte erfüllt sind: Sie müssen wirtschaftlich positiv bilanzieren. Und sie müssen das jeweilige Ordens-Charisma am Leben erhalten und widerspiegeln."
Um die einzelnen Schulen vor allem in zweitem Punkt zu unterstützen, setzt die "Vereinigung von Ordensschulen Österreichs" ab sofort auf einen neuen Mitarbeiter: Der Theologe und Religionspädagoge Josef Prikoszovits soll die "Ordensschulen ohne Ordensleute" auf den Weg in die Zukunft begleiten, wie die Ordensgemeinschaften am Mittwoch in einer Aussendung mitteilten. Prikoszovits: "Der Status Quo ist häufig, dass man sich am Programm für das Kirchenjahr und an religiösen Festivitäten orientiert, aber das ist natürlich zu wenig."
An den Schulen gebe es sehr gute und sehr aktive Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, "denen vielleicht ein wenig der Mut fehlt, neue Wege zu gehen", so Prikoszovits: "Diese Wege versuche ich in Gesprächen, in Diskussionen zu finden. Wir können nicht die Ordensgemeinschaft ersetzen, aber wir können versuchen, ihr jeweiliges Charisma am Leben zu erhalten, auf die Metaebene zu heben und ein pädagogisches Konzept herauszuarbeiten."
Dabei dürfe es nicht darum gehen, einen Einheitsbrei über alle Schulen zu stülpen. Prikoszovits: "Die Individualität, die jeweilige Ordensspiritualität, die vor Ort herrscht, soll so gut wie möglich weitergeführt werden."
Rudolf Luftensteiner schlägt in dieselbe Kerbe: "Die Gesellschaft profitiert von der Vielfalt der Ordensschulen. Doch Ordensschulen kann es nur geben, wenn es Raum gibt für Begegnung. Diesen Raum müssen wir bauen, einen Raum, in dem wir für die Lehrer und für die Schüler Zugang zum Göttlichen schaffen. Wenn uns das gelingt, haben wir gewonnen!"
Josef Prikoszovits studierte Theologie und Religionspädagogik und erhielt 1988 die Priesterweihe. 2014 legte der frühere Eisenstädter Dompfarrer sein Amt aus persönlichen Gründen zurück und ist ab 1. September als Mitarbeiter der Vereinigung von Ordensschulen Österreich bundesweit für die Schulpastoral zuständig.
Quelle: Kathpress