Kirchen gegen Konsumdenken und Maßlosigkeit
Zum Überdenken des eigenen maßlosen Lebensstils hat der Vorsitzende des Ökumenischen Rates des Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), der evangelisch-methodistische Superintendent Lothar Pöll aufgerufen. Die westliche Welt plündere mit ihrem System der Maßlosigkeit die Ressourcen der Erde aus und lebe mit ihrer unersättlichen Gier nach Konsum auf Kosten anderer und der nachfolgenden Generationen. Das beklagte Pöll in seiner Predigt beim ökumenischen Gottesdienst zur Schöpfungszeit am Donnerstagabend im katholischen Schulzentrum Friesgasse in Wien.
Der Gottesdienst, der dieses Jahr unter dem Motto "Maßlos" stand, war einer der Höhepunkte der kirchlichen "Schöpfungszeit", die jedes Jahr vom 1. September bis 4. Oktober von den christlichen Kirchen begangen wird. Mit Pöll und den Schülern, Lehrern und Eltern der Friesgasse feierten u.a. auch der Wiener lutherische Superintendent Hansjörg Lein und der altkatholische Bischof John Okoro.
Maßlosigkeit sei in Österreich wie auch in der restlichen westlichen Welt mittlerweile leider zum System geworden, so Pöll. Würden alle Menschen auf dem Niveau der Österreicher konsumieren, bräuchte es dreieinhalb Erden um genügend Ressourcen zu produzieren. Alleine dieser Umstand zeige die unfaire Verteilung der Lebensmittel auf der Welt.
Tausende Tonnen unverdorbener Lebensmittel würden tagtäglich von den Österreichern weggeworfen. Da die Lebensmittel, zu Lasten von Umwelt und Tieren, immer günstiger werden, könnten die Menschen quasi "ohne Ende" konsumieren, so Pöll:
"Wir kaufen zwar immer mehr und füllen unsere Bäuche, wirklich satt werden wir allerdings nicht."
Der ewige Konsum mache nämlich weder satt noch frei oder glücklich. Nur die Maßlosigkeit der Liebe Gottes würde letztlich zu mehr Lebensqualität und Erfüllung führen, so der Superintendent.
Der Gottesdienst fand in der Kirche des katholischen Schulzentrums Friesgasse statt und wurde von Schülern musikalisch begleitet. Die Kirchensammlung kommt Waisenkindern in Burkina Faso zugute.
Kirchliche Schöpfungszeit
Die Idee einer Schöpfungszeit geht ursprünglich auf eine orthodoxe Initiative zurück: 1989 sprach Patriarch Dimitrios I. von Konstantinopel eine Einladung an die gesamte Christenheit aus, den 1. September als "Tag der Schöpfung" zu feiern. 1997 verabschiedete die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung (EÖV II) in Graz eine Resolution, in der sie den Kirchen empfahl, "die Bewahrung der Schöpfung als Bestandteil des kirchlichen Lebens auf allen seinen Stufen zu betrachten und zu fördern".
2007 schließlich bei der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung (EÖV III) in Sibiu wurde die Schöpfungszeit als Empfehlung in das offizielle Abschlussdokument hineingenommen: "Wir empfehlen, dass der Zeitraum zwischen 1. September und 4. Oktober dem Gebet für den Schutz der Schöpfung und der Förderung eines nachhaltigen Lebensstils gewidmet wird, um den Klimawandel aufzuhalten."
(Infos: www.schoepfung.at, www.argeschoepfung.at, www.oekumene.at)