Das Konzil in seiner bis dahin "schwersten Krise"
Eine entschlossene Reaktion einiger hochrangiger Konzilsväter mit den Kardinälen Josef Frings (Köln) und Franz König (Wien) an der Spitze entschärfte vor 50 Jahren die bis dahin größte Krise beim Zweiten Vatikanischen Konzil und zeigt aus heutiger Sicht, wie sehr damals um Positionen gerungen wurde. Inhaltlich ging es um die Frage über das Verhältnis zum Judentum, über das Thema Religionsfreiheit und über das Zueinander von Papst und Bischofskollegium. Die Debatte darüber wurde nicht nur in der Konzilsaula leidenschaftlich geführt, vor allem die damals geplante sogenannte "Judenerklärung" löste in der Arabischen Welt angesichts der permanenten Nahost-Krise heftige Proteste aus.
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Vor diesem Hintergrund schlug die Nachricht, dass auf Geheiß des Papstes die Texte zu diesen Themen grundlegend geändert werden sollten, wie eine Bombe ein - nicht nur bei den Konzilsvätern, die über einzelne Textpassagen bereits abgestimmt hatten, sondern vor allem in der medialen Öffentlichkeit. Die Sache wurde letztlich rasch bereinigt: Zwei Briefe mit angeblichen Direktiven, die der Generalsekretär des Konzils, Erzbischof Pericle Felici, an das Einheitssekretariat unter Leitung des deutschen Kurienkardinals Augustin Bea geschrieben hatte, wurden wieder zurückgezogen. Gleichzeitig ließ der Vatikan dementieren, dass hinter den kolportierten Änderungen Papst Paul VI. stehe.
Entscheidend für die Entschärfung dieser Konzilskrise dürfte das rasche und klare Reagieren vor allem der deutschsprachigen Konzilsteilnehmer gewesen sein. So hatten sich 15 Kardinäle schon zwei Tage, bevor der gesamte Vorgang medial bekannt wurde, am Sonntagabend des 11. Oktober 1964, in der österreichisch-deutschen Nationalstiftung "Santa Maria dell' Anima" zu einer Krisenbesprechung getroffen. Ergebnis war ein Memorandum an den Papst, in dem von der "schwersten Krise" des Konzils die Rede war. Der Text zeigte Wirkung und schon zwei Tage danach, am 13. Oktober, wurde Kardinal Frings vom Papst zu einer längeren Unterredung empfangen.
Im Nachhinein sollte sich zeigen, dass die vom 14. September bis 21. November 1964 stattfindende dritte Session des Konzils noch weitere Rückschläge erfahren musste. So konnten einige für diese Phase des Konzils geplante Dokumente erst ein Jahr später beim Abschluss des Konzils beschlossen werden - unter ihnen das Dokument über das Judentum und die anderen nichtchristlichen Religionen sowie die Erklärung über die Religionsfreiheit.
Einen detaillierten Einblick über das dramatische Konzilsgeschehen vor 50 Jahren bietet das "Kathpress-Konzilsarchiv", wo die Berichte von damals erneut publiziert und via Internet unter www.kathpress.at/konzilsarchiv frei zugänglich gemacht werden. Der Abdruck der Meldungen erfolgt hingegen im "Kathpress-Info-Dienst", der wöchentlich als PDF erscheint und Hintergründe, Dokumentationen und besondere Beiträge, zu denen auch das Konzils-Archiv zählt, bietet.
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