Auch Terroristen als Geschöpfe Gottes sehen
Klar gegen Radikalisierung und Gewalt hat sich der Vorsitzende der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften, Christian Haidinger, ausgesprochen. Mit der politisch forcierten Aufrüstung der Polizei alleine könne die Terror-Gefahr in Europa nicht abgewendet werden, erklärte der Benediktiner-Abtpräses am Sonntag in der ORF-Sendung "Was ich glaube". "Gewalt erzeugt immer erneut Gewalt. Wichtig ist, dass sich jeder bemüht, die Würde jedes einzelnen Menschen als Geschöpf Gottes zu sehen - auch des Bösewichts, auch des Terroristen", so Haidinger.
Hätte er selbst auch keinen einfachen Rat parat zur Reaktion auf Gewalt, so gebe es in der Geschichte dennoch viele Vorbilder - auch "ganz normale Menschen" - die Alternativen zur Gewalt vorgezeigt und somit zu Frieden beigetragen hätten, betonte Haidinger. Notwendig für das gute Miteinander sei es, ins Gespräch zu kommen und dem Bösen Positives - "Ehrfurcht, Güte und Barmherzigkeit" - entgegenzusetzen, so der Benediktinermönch. Das Böse solle außen vorgelassen werden, "nicht, in dem ich es negiere, doch indem ich bewusst andere Akzente setze".
Das Böse existiere, so Haidinger, "in der Welt und auch in jedem einzelnem Menschen". Dies sei keine Frage der Religion, sondern der menschlichen Gebrechlichkeit. Freilich vertrete er selbst mit seinen Schattenseiten auch ein Stück "die Religion, der ich angehöre". Sich dies zu vergegenwärtigen und auch negative Erfahrungen anderer mit Christen zu sehen, sei wichtig bei negativen Erfahrungen mit Muslimen, betonte der Ordensmann, der zugleich bedauerte, dass ein Großteil der Bevölkerung Islamisten und Islam "in einen Topf" werfe.
Als "bemerkenswert" bezeichnete es Haidinger, dass "unsere Kirche 2.000 Jahre gebraucht hat, um [mit dem Konzilsdokument 'Nostra aetate', Anm.] ein erstes Mal positiv zu den nichtchristlichen Religionen hinzusehen." Die katholische Kirche habe dabei das Interesse für die anderen Religionen, das Wissen über sie und den ehrlichen Dialog mit ihnen als Vorbedingung für gemeinsamen Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt erkannt.