KAÖ-Präsidentin hinterfragt Kommunion-Verbot
Die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Gerda Schaffelhofer, hat das Kommunion-Verbot für wiederverheiratete Geschiedene hinterfragt. Jesus habe die Unauflöslichkeit der Ehe und das Erfordernis ehelicher Treue zwar mit aller Entschiedenheit verteidigt. Mit einer kirchenrechtlichen Norm sei das aber nicht automatisch gleichzusetzen, sagte Schaffelhofer in einem Vortrag vor einem prominenten Auditorium. Sie äußerte sich neben anderen Laienvertretern im Rahmen der Sommervollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz in Mariazell, die Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" veröffentlichte ihr Manuskript jetzt in Auszügen.
Die KAÖ-Präsidentin untermauerte ihren Standpunkt mit niemand Geringerem als mit Joseph Ratzinger. Dieser habe bereits 1969 darauf hingewiesen, dass Jesus mit seinem Bekenntnis zur Unauflöslichkeit der Ehe "hinter die Ebene des Gesetzes, quasi auf den Ursprung, die Schöpfungsordnung Gottes, zurückgreift, und daher dieses Wort nicht ohne weiteres als Gesetz ausgelegt werden darf".
Schaffelhofer empfiehlt im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen zugleich, an Jesu Verhalten Maß zu nehmen. Daraus lasse sich nie ein Ausschluss des Sünders ablesen. "Der Weg der zugewandten Liebe und Barmherzigkeit ist der Weg Jesu, er sollte auch der Weg der Kirche sein. Eine Kirche, die daran glaubt, dass Gott vergibt, selbst aber nicht vergibt, ist nicht glaubwürdig - sie schafft sich selbst ab", betonte Schaffelhofer.
Option für Arme ist weiter zu fassen
Die von Papst Franziskus oftmals eingeschärfte Aufgabe der Kirche, sich den Armen zuzuwenden, gelte nicht nur für materiell Arme. Die Forderung beziehe sich, so Schaffelhofer, auch auf jene, "die arm sind an Zuwendung, an Beziehung, an Liebe, weil sie gescheitert sind, weil sie schuldig geworden sind, weil für sie vieles zerbrochen ist". Vor diesem Hintergrund stellt sich für die KAÖ-Präsidentin die Frage: "Ist es rechtens, wenn wir ihr Bemühen und Ringen um einen Neuanfang nach einem Scheitern zwar wahrnehmen und auch teilweise anerkennen, ihnen aber den Zugang zu jenem Sakrament verwehren, das auch vom II. Vatikanum als Quelle und Höhepunkt des gesamten christlichen Lebens bezeichnet wird?"
Aufgabe der Kirche sei es, Wunden zu heilen; "und die Sakramente sind Heilmittel für Verwundete, kein Preis für die Guten, sondern eine Hilfe für die Schwachen und die Sünder". Die ausgestreckte Hand Gottes gelte jedem; "wir als Kirche machen uns schuldig, wenn wir dies verhindern oder verunmöglichen." Gott entziehe seine Liebe nicht jenen, die aus Schuld und Tragik "dem Traum von der unverbrüchlichen Liebe nicht gerecht wurden". Es sei Aufgabe der Kirche, das liebende Erbarmen Gottes erfahrbar zu machen.