Gängiges Wirtschaftssystem heizt Klimakrise an
Mit einer aktionistischen Kundgebung vor dem Parlament in Wien hat am Dienstag ein Bündnis österreichischer NGOs, darunter die Dreikönigsaktion (DKA) der Katholischen Jungschar, kritisiert, "wie sehr Profit-Interessen multinationaler Konzerne und des Finanzsektors die Klimaverhandlungen in Paris dominieren". Die indirekt vermittelte Botschaft: Die Klimakrise ist die Folge des vorherrschenden Wirtschaftssystems. Notwendig ist laut dem Bündnis ein Systemwandel, der an den Ursachen des Klimawandels ansetzt. Neben der DKA beteiligt waren die NGOs "Attac Österreich", "FIAN Österreich" sowie "Finance & Trade Watch".
Zu sehen waren drei Akteure mit den Gesichtsmasken von US-Präsident Barack Obama, der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem österreichischen Amtskollegen Werner Faymann; dieses Trio am "Pariser Verhandlungstisch" war sichtbar "inspiriert" von den Gentechnik-, Öl- und Emissionshandel-Lobbys. "Ölkonzerne, Agrarmultis und der Finanzsektor trichtern den Regierungen Lösungsvorschläge ein, die ihre Profit-Interessen absichern und von den wahren Ursachen des Klimawandels ablenken", hieß es in einer Aussendung am Dienstag. Doch marktbasierte oder technische "Scheinlösungen" wie Emissionshandel, Agrotreibstoffe oder Programme wie "REDD+" (ein Anreiz, Wälder zu erhalten und Emissionen zu vermindern´) werden die Klimakrise verschärfen."
DKA-Geschäftsführer Jakob Wieser wies auf den dringenden Handlungsbedarf beim bevorstehenden UN-Klimagipfel hin: Wer die globale Erwärmung ernsthaft auf unter zwei Grad Celsius halten möchte, "redet von nicht weniger als einer Revolution unserer Wirtschafts- und Lebensweisen - und das noch vor dem Jahr 2020". Alle Regierungen in der EU seien aufgerufen, den Klimagipfel zum Anlass für "drastische Maßnahmen" zu nehmen.
Doch Erfordernisse wie ein Umstieg auf erneuerbare Energie, die Reduktion der globalen Fleischproduktion oder die Förderung regionalen statt globalen Güterhandels werden in Paris kein Thema sein, so die pessimistische Prognose der vier NGOs. Stattdessen würden parallel zu den Klimaverhandlungen Handelsabkommen wie TTIP vorangetrieben, die zu noch mehr Treibhausgasemissionen führten. "Die Staaten ignorieren damit auch grundlegende Menschenrechte wie die Rechte auf Nahrung, Gesundheit oder Wohnen, die durch die direkten Folgen des Klimawandels millionenfach verletzt werden."
"System Change, not Climate Change!"
Unter dem Slogan "System Change, not Climate Change!" (Systemwechsel statt Klimawandel) soll auch in Österreich Widerstand gegen eine kurzsichtige Politik gegen die Interessen der Menschen geleistet werden. "Angesichts des Verbots der Demonstrationen in Paris ist es umso wichtiger, dass wir sichtbar und lautstark unseren Protest gegen die falschen Lösungen, die in Paris diskutiert werden, zeigen", appellierten die NGOs in ihrer Aussendung.
Am letzten November-Wochenende, direkt vor Beginn des Klimagipfels, sollen weltweit hunderttausende Menschen auf die Straße gehen. In Österreich finden Aktionen in Wien, Graz, Linz und Innsbruck statt. In Wien startet der "Climate March" um 12.30 Uhr beim Sigmund-Freud-Park. Ab 14 Uhr findet ein Straßenfest vor dem Parlament statt, auf dem der "Systemwandel, der hier und jetzt mit uns beginnt", gefeiert wird.
Quelle: kathrpess