Klimapakt-Einstieg Chinas wichtiger als Trumps Ausstieg
Der Ausstieg von US-Präsident Donald Trump aus dem Pariser Klimavertrag ist bedauerlich, doch es ist "viel bedeutender, dass China das Abkommen unterzeichnet hat und nicht mit dem Ausstieg liebäugelt": Das hat die Umwelthistorikerin Verena Winiwarter im Interview mit dem Kärntner "Sonntag" erklärt. In der Wirtschaft sei ein Umdenken zugunsten der Nachhaltigkeit in Gang, zeigte sich die Professorin an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt optimistisch. Dass Trump für den Ausstieg just von riesigen internationalen Konzernen kritisiert worden sei, deute darauf, dass die weit unterschätzten großen Investitionschancen im "Green Business" allmählich erkannt würden.
Gesellschaftlich habe der Klima- und Umweltschutz allem Anschein zum Trotz momentan nicht Konjunktur, so der Eindruck der "Wissenschaftlerin des Jahres 2013": Sicherheit und Migration würden in der Bevölkerung Top-Werte einnehmen, während Umwelt laut Eurobarometer nur für sechs Prozent ein "wirklich wichtiges Thema" sei. Die Maxime, sich negative Erfahrungen der Vergangenheit zunutze zu machen und "zuerst denken und dann handeln", sei "leider derzeit nicht mehrheitsfähig". Dies sei "eigentlich eine Katastrophe", denn die Wirtschaft entwickle sich ohne intakte Umwelt nicht gut, Wer glaube, durch Umweltgesetze die Wirtschaft zu schwächen, sei "am absoluten Holzweg".
Geschichtlich betrachtet habe sich der Mensch früher "respektvoller" gegenüber der Umwelt verhalten, da er nicht dieselben technischen Möglichkeiten gehabt habe wie heute, erklärte die Umwelthistorikerin. Heute sei Respekt "trotz der technischen Möglichkeiten" nötig, "wenn wir eine Zukunft haben wollen". Winiwarter: "Wenn Sie Respekt haben, weil Sie nicht anders können, ist es viel einfacher, als wenn Sie Respekt haben, weil Sie Ihren Kindern und Kindeskindern eine Zukunft ermöglichen wollen".
Mehr Respekt müsse sich auch Österreich vorschreiben, das in den 1980er-Jahren in Sachen Umwelt noch ein "Musterland" gewesen sei, "seitdem geht es aber abwärts", so Winiwarters Beobachtung. Das Land wäre gut damit beraten, sich erneut ein Erreichen der Vorreiterposition vorzunehmen, denn: "Wir haben so unglaubliche Naturressourcen, die wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen dürfen."
Als besonders hilfreich beschrieb die Umweltexpertin die Papstenzyklika "Laudato si". "Da steht in Wahrheit drinnen, dass Umweltzerstörung Sünde ist", sagte Winiwarter. Der Papst gehe mit seiner Kritik an der Konsumgesellschaft "sehr ans Wesentliche", zumal der Mensch heute "Sklave des Konsums" geworden sei. Ein katholischer Christ könne nach dem Umkehr-Aufruf von Franziskus nicht so weitermachen wie bisher, sondern müsse den Konsum reduzieren. Dieser Verzicht bringe jedoch auch Vorteile, wie etwa ein Mehr an Zeit, eine Senkung der derzeit "höchsten Selbstmordraten der Weltgeschichte", sowie den Schutz vor Vergiftung durch Umweltverschmutzung.
Quelle: kathpress