Katholische Arbeiternehmer für stärkere Besteuerung von Vermögen
Die im internationalen Vergleich niedrige Besteuerung von Vermögen in Österreich ist katholischen Arbeiternehmern ein Dorn im Auge - und sie wissen sich diesbezüglich eines Sinnes mit dem ÖGB. Das wurde bei der jüngsten Sommerakademie der "Katholischen Arbeitnehmer/innen-Bewegung" (KAB) in Gaming (NÖ) deutlich, an der neben kirchlichen Arbeitnehmern aus Wien, dem Burgenland und Niederösterreich auch Gewerkschaftsvertreter teilnahmen. Die hierzulande ungleiche Verteilung des Vermögens müsse viel stärker in der Öffentlichkeit thematisiert werden - "medial, bei den Stammtischen oder bei Hausbesuchen", hieß es in einem Bericht der Diözese St. Pölten über den gemeinsamen Standpunkt von KAB- und ÖGB-Vertretern.
Österreich sei mit einem 0,55-Prozent-Anteil von vermögensbezogenen Steuern am BIP deutlich unter dem OECD-Durchschnitt und eines der Schlusslichter in der Europäischen Union, wies Referent Gerald Fröhlich von der Arbeiterkammer bei der dreitägigen Sommerakademie hin. In Österreich besitze ein Prozent der Bevölkerung 37 Prozent des Vermögens, die unteren Hälfte dagegen nur 2,2 Prozent. Und es drohe die Gefahr, dass in den europäischen Ländern die Körperschaftssteuern und dadurch auch die Sozialleistungen gekürzt werden. "Die KAB und Gewerkschaften waren sich einig, dass diese Schieflage viel stärker in die öffentliche Diskussion müsse", und über Vermögenssteuern solle wirksamer umverteilt werden, berichtete die Diözese St. Pölten. Als weiterer Schritt müsste es auch zu einer gerechteren Wohlstandsverteilung zwischen armen und reichen Staaten kommen.
"Jeder Mensch auf unserer Erde hat ein Recht auf ein gutes Leben", betonte der Amstettner Arbeiterpriester und "rote Kaplan" Franz Sieder. "Wir haben aber kein Recht auf ein besseres oder luxuriöseres Leben, wenn viele noch kein gutes Leben haben."
Digitalisierung macht Bildung noch wichtiger
Die Digitalisierung war ein weiteres Schwerpunktthema der Tagung. Über deren noch nicht absehbare Folgen für die Arbeitswelt berichtete Marcel Fink, Sozialwissenschaftler und Wohlstandsforscher am IHS: Die Bandbreite der Prognosen reiche von der Streichung von jedem zweiten Arbeitsplatz bis hin zur Schaffung neuer Jobs. Durch die Digitalisierung werde es jedenfalls zur besseren Vernetzung von Dienstleitungen kommen, meinte der Experte. Potenziell könnten Einzelne ihre Dienstleistungen global anbieten - etwa Korrekturlesen, Softwareentwicklung oder Buchhaltung. Verlierer würden Länder wie Bulgarien oder Rumänien sein, die auf "verlängerte Werkbänke" und kaum auf Humankapital setzen. Viele Hilfsarbeiter-Jobs würden wegfallen, jene mit wenig Bildung noch stärker "abgehängt".
Diesbezüglich machte Fink auch darauf aufmerksam, dass in absoluten Zahlen wesentlich mehr Erwerbstätige in Österreich als Arbeitslose armutsgefährdet seien - die Gruppe der "Working Poor" sei also wesentlich größer als die der "Unemployed". Die Industrie 4.0 erfordert laut dem Fachmann bei vielen eine umfassende Re-Qualifizierung. Manche Berufe würden verschwinden; das sei aber auch schon früher so gewesen.
Große Zustimmung unter den teilnehmenden Gewerkschaftern und KAB-Mitgliedern gab es für Vorstöße, die Arbeitszeit zu verkürzen, um sie auf mehr Menschen aufzuteilen - freilich bei gleichzeitigem vollem Lohnausgleich.
Die Sommerstudientagung der KAB fand heuer zum 21. Mal in Gaming statt. Neben Diskussionen und Vorträgen gab es auch einen Betriebsbesuch in Ybbsitz.
Quelle: kathpress