Zsifkovics: Kroatien braucht Versöhnung und Europa
Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics hat die politisch Verantwortlichen in Kroatien zum gemeinsamen Einsatz für eine gerechte und versöhnte sowie europafreundliche Gesellschaft aufgerufen. "Ihr könnt nicht in ständiger Feindschaft leben! Stellt euch nicht vor jene, die blutige Hände und schmutzige Finger haben! Ohne die christlichen und menschlichen Grundwerte der Gerechtigkeit und Wahrheit werden Frieden und Versöhnung nicht möglich sein", so der Bischof in seiner in Kroatien vielbeachteten Predigt bei einem Festgottesdienst im kroatischen Ludbreg vor 20.000 Gläubigen. Bischof Zsifkovics forderte zudem die kroatische Bevölkerung auf, sich für Europa zu öffnen und sich als Teil einer europäischen Werte- und Solidargemeinschaft zu begreifen, wie die Diözese berichtete.
Aufgrund der enormen medialen Resonanz in Kroatien auf die Worte des Bischofs beim Gottesdienst zum "Fest des kostbaren Blutes", der bereits am am 3. September im Wallfahrtsort Ludbreg stattfand, veröffentlichte die Diözese jetzt neben dem kroatischen Predigttext auch eine Zusammenfassung auf Deutsch.
Bei der Messe war der kroatische Episkopat mit den Diözesanbischöfen Josip Mrzljak, Vlado Kosic, Vjekoslav Huzjak, sowie den Weihbischöfen Ivan Sasko und Mijo Gorski zahlreich präsent. Vor Ort waren außerdem hochrangige politische Vertreter wie der kroatische Parlamentspräsident Gordan Jandrokovic. Kroatiens Außenminister Davor Stier bedankte sich nach dem Fest persönlich mit einer SMS an Bischof Zsifkovics für dessen offenherzige Predigt, wie die Diözese Eisenstadt am Mittwoch mitteilte. Der Gottesdienst war live vom kroatischen Rundfunk HRT übertragen worden.
Eindringlich warnte der Eisenstädter Bischof vor einer Negativspirale, in der das rechthaberische Pochen auf eigene Geltungsansprüche nur zu einem ständigen Aufrechnen von Schuld und Gegenschuld führe. Das Ergebnis sei die zunehmende Dialoglosigkeit und Polarisierung statt Solidarisierung der Gesellschaft. Weder dürfe man vergessen noch bloß im Vergangenen verharren: "Lebt in der Gegenwart und kämpft für die Zukunft! Alle, die hier sind, haben ein Recht auf ein gutes Leben, denn die Verschiedenheit der Menschen ist ein Geschenk Gottes", so der Eisenstädter Diözesanbischof in Richtung der politischen Kräfte Kroatiens.
Gegen Blut-und-Boden-Ideologien
In seiner Predigt ging Zsifkovics vor allem auch auf den Inhalt des "Festes des kostbaren Blutes Christi" ein und meinte wörtlich: "Blutspenden können Leben retten. Die christliche Blutspende als Ausdruck für die liebende Begegnung zwischen Gott und Mensch rettet vor all den blutigen Ideologien, die so viel Unheil angerichtet haben".
Zugleich betonte er die scharfe Abgrenzung zu allen Blut-und-Boden-Ideologien, wie sie in rassistischen, faschistischen und nazistischen Systemen propagiert werden. Wörtlich sagte der Bischof: "An diesen Ideologien - ob nun im Namen von Rasse oder Klasse - klebt das Blut, der Hass und das Leid. Der Schrei der unschuldigen Opfer, der Verfolgten und Gefolterten, der Vergewaltigten und Ermordeten der autoritären Regimes dringt bis in die Gegenwart. Er lässt sich nicht zum Schweigen bringen." Nur die Bereitschaft zur Reue und zur aufrichtigen, reinigenden Sühne könne hinleiten zu einer Kultur der Versöhnung. "Und nur die Versöhnung und Vergebung werden einen Neuanfang für ein friedliches Miteinander ermöglichen", so der Bischof.
Die Stadt Ludgreb mit ihren knapp 8.500 Einwohnern liegt zwischen den Städten Varazdin und Koprivnica im Nordwesten von Kroatien. Der bedeutende Wallfahrtsort wird alljährlich von tausenden Pilgern besucht. Die heutige Kirche wurde 1410 auf den Fundamenten einer antiken Basilika erbaut. 1411 ereignete sich in Ludbreg ein eucharistisches Wunder: Ein namentlich unbekannter Priester soll an der eucharistischen Wandlung gezweifelt haben und sah daraufhin Blut im Kelch. Vor Schrecken ließ er die Reliquie des Blutes einmauern, offenbarte jedoch am Sterbebett sein Geheimnis. Seither wird die Reliquie vom kostbaren Blut Christi verehrt.
Durch die Bulle von Papst Leon X. im Jahr 1513 wurde die Wundererscheinung anerkannt und bestätigt. Die Ampulle mit dem Kostbaren Blut Christi wird in einer Monstranz aufbewahrt, die ein Geschenk der Wiener Gräfin Eleonore Theresie Strattmann aus dem Jahr 1721 ist.
Internationale Dreiländerwallfahrt
Einem weiteren "international besetzten" Gottesdienst stand der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics dieser Tage in der Basilika Frauenkirchen vor. Hunderte Pilger aus Österreich, Ungarn und der Slowakei waren zur Dreiländerwallfahrt nach Frauenkirchen gekommen. Der Gottesdienst wurde von Bischof Andras Veres, seit 2016 Bischof der ungarischen Diözese Györ, gemeinsam mit Bischof Zsifkovics zelebriert. Am Beginn der Messe betonte der Eisenstädter Bischof die Bedeutung des Glaubens für Versöhnung und Solidarität "über Landes-, Nationen- und Sprachgrenzen hinweg".
Bischof Veres ging in seiner Predigt auf Maria ein. Diese sei allen Christen eine "unerschöpfliche Quelle der Barmherzigkeit und der Liebesfähigkeit". Sie sei somit die "treue, Orientierung und Hoffnung spendende Begleiterin auf Wallfahrten wie auf allen christlichen Lebenswegen".
Die musikalische Gestaltung der Festmesse in der Basilika übernahm der Don Bosco Chor aus Wien, der Bruckners Messe in C-Dur zur Aufführung brachte. Auf den Festgottesdienst folgten die Einzelsegen mit der Gnadenstatue "Maria auf der Heide".
Die Basilika und Wallfahrtskirche "Maria auf der Heide" wurde 1695 von Fürst Paul Esterhazy errichtet. Sie gilt als bedeutendste Wallfahrtskirche des Burgenlandes und als eine der schönsten barocken Gotteshäuser des Landes. Das Marienheiligtum wurde 1990 von Papst Johannes Paul II. zur Basilika erhoben. Jährlich pilgern mehr als 100.000 Wallfahrer zur Basilika, die zudem ein kulturelles Besuchsziel von jährlich mehr als 300.000 Touristen ist.
Quelle: Kathpress