Papst zu dreitägiger Pilgervisite eingetroffen
Bundespräsident Fischer: Benedikt XVI. soll Österreich als seine "zweite Heimat" betrachten
Seine Verbundenheit mit Österreich hat Papst Benedikt XVI. am Freitag in seiner ersten Ansprache auf österreichischem Boden bei der Begrüßungszeremonie im Flughafen Schwechat betont. Wörtlich sagte der Papst: "Mit großer Freude betrete ich heute zum ersten Mal seit Beginn meines Pontifikats den Boden Österreichs, des Landes, das mir nicht nur wegen der geographischen Nähe zum Ort meiner Geburt vertraut ist".
Der kulturelle Raum in der Mitte Europas überwinde manche Grenzen und führe Anregungen und Kräfte aus verschiedenen Teilen des Kontinents zusammen, so Benedikt XVI. Die Kultur Österreichs sei wesentlich von der Botschaft Jesu geprägt und dem Wirken der Kirche in seinem Namen: "All dies und vieles mehr schenkt mir das lebendige Empfinden, unter Ihnen, liebe Österreicherinnen und Österreicher, ein wenig 'daheim' zu sein".
Benedikt XVI. erinnerte daran, dass der Anlass seines Kommens nach Österreich das 850-Jahr-Jubiläum von Mariazell ist. Mariazell sei Symbol einer Offenheit, die nicht nur geographische und nationale Grenzen überwindet, sondern "in der Person Maria auf eine ganz wesentliche Dimension des Menschen verweist: seine Fähigkeit, sich Gott und seinem Wort der Wahrheit zu öffnen".
Fischer würdigt gute gegenseitige Beziehungen
Kurz nach 11 Uhr landete die Alitalia-Maschine mit dem Papst pünktlich auf dem Flughafen Wien-Schwechat. Benedikt XVI. wurde noch im Flugzeug vom Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Edmond Farhat und dann am Fuß der Gangway von Bundespräsident Heinz Fischer und Kardinal Christoph Schönborn willkommen geheißen. Zwei Kinder überreichten dem Papst zur Begrüßung Blumen. Neben Kardinal Schönborn begrüßten auch alle anderen österreichischen Bischöfe den Papst persönlich.
Auch die Spitzen des Staates, u.a. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Vizekanzler Wilhelm Molterer sowie viele weitere Mitglieder der Bundesregierung, hießen den Papst willkommen. Nach dem Abspielen der vatikanischen und österreichischen Hymne und dem Abschreiten der Ehrenformation des Bundesheeres lud Bundespräsident Fischer in seinen Begrüßungsworten den Papst ein, Österreich während seines Aufenthaltesals "zweite Heimat" zu betrachten. Er würdigte die guten Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Österreich. Es gebe völkerrechtliche Vereinbarungen, die sich bewährt hätten, die in Österreich unbestritten seien und die auch in Zukunft zu den verlässlichen Grundlagen in den gegenseitigen Beziehungen zählten, so Fischer. Er äußerte den Wunsch, dass der Papstbesuch im Zeichen freundschaftlicher und vertrauensvoller Begegnungen stehen möge.
Österreich bezeichnete der Bundespräsident als ein Land mit einer langen, eindrucksvollen und ereignisreichen Geschichte. Es habe zur Entwicklung Europas, zur Entwicklung von Wissenschaft und Kunst in Europa, aber auch zum europäischen Gesellschaftsmodell wichtige Beiträge geleistet. Darauf sei man stolz, ohne zu vergessen, dass man auch dunkle Stunden in der Geschichte einbekennen müsse.
Das Österreich von heute, das der Papst soeben betrete, sei ein demokratisches und friedliebendes Land, das sich auch wirtschaftlich und sozial gut entwickelt habe und mit Zuversicht in die Zukunft blicke. "Wir betrachten die Erhaltung des Friedens zwischen den Völkern und zwischen den Menschen als eines der wichtigsten Ziele - vielleicht sogar als das wichtigste Ziel - der Politik", so Fischer.
Man fühle sich in Österreich auch dem Grundsatz sozialer Gerechtigkeit und dem Kampf gegen die Armut verpflichtet, fuhr Fischer fort, und man pflege den Grundsatz des friedlichen Zusammenlebens der Religionsgemeinschaften und die Bereitschaft zum Dialog.
Zum Abschluss der Begrüßungszeremonie sangen die Kinder der St. Franziskus-Volksschule ein Lied mit dem Titel "Wir grüßen Dich, Papst Benedikt".