Kreuzweg thematisiert Missbrauch und Rassismus
Der Vatikan hat am Dienstag die Texte des diesjährigen Kreuzwegs am Kolosseum veröffentlicht. Sie stammen aus der Feder des Erzbischofs von Campobasso, Giancarlo Bregantini, der in Italien als Mahner gegen die Mafia bekannt ist. Bregantini ist eigentlich ein "Welschtiroler" aus Denno im Trentino, war aber die längste Zeit in Süditalien tätig.
"Soziale Probleme, Arbeit, Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung", heißt die Kommission, die Bregantini in der Italienischen Bischofskonferenz leitet. Das merkt man auch seinen Meditationen an, die am Dienstag veröffentlicht wurden: Darin geht es um die Bootsflüchtlinge, Rassismus, die Wirtschaftskrise, Finanzspekulationen und Arbeitslosigkeit, aber auch um die Opfer illegaler Müllverbrennung durch die Mafia, um das Trauma von Kindern, die Opfer sexuellen Missbrauchs wurden. Bregantinis Meditationen geben weiters Denkanstöße zu Drogentoten und den schwierigen Haftbedingungen in überfüllten Gefängnissen. (Kreuzwegtexte online abrufbar auf www.vatican.va/news_services/liturgy/2014/documents/ns_lit_doc_20140418_via-crucis_ge.html )
Sieben Kar- und Oster-Liturgien
Am Kreuzweg vor dem Kolosseum am Karfreitagabend wird Papst Franziskus auch persönlich teilnehmen. Von Palmsonntag bis Ostersonntag stehen für ihn sieben Liturgien auf dem Programm. Der Kreuzweg ist die längste davon. Er dauert beinahe drei Stunden.
Der 77-jährige Pontifex will angesichts dieses enormen Pensums keineswegs auf Sparflamme umstellen. Das zeigte sich am Palmsonntag: Statt den vorbereiteten Predigttext abzulesen, sprach er wieder einmal größtenteils frei.
Weiter geht es am Gründonnerstag: Im vergangenen Jahr wusch Franziskus zwölf jugendlichen Straftätern in einer römischen Haftanstalt die Füße, unter ihnen eine serbische Muslimin. Diesmal werden es Behinderte aus verschiedenen Ländern und Kulturen sein, vor denen der Papst mit einer Wasserschale niederkniet.
Vor wenigen Tagen gab der Vatikan bekannt, dass Franziskus die traditionelle Abendmahlsmesse in einem Therapiezentrum für Behinderte am römischen Stadtrand feiern werde; die Fußwaschung ist Bestandteil dieser Zeremonie. Vermutlich findet das Ganze jedoch wie im Vorjahr unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
In gewohnten Bahnen bewegt sich hingegen die sogenannte Chrisam-Messe, die Franziskus vormittags im Petersdom feiert. Hierbei segnet er die heiligen Öle, die etwa für die Krankensalbung oder die Firmung verwendet werden.
Der Kreuzweg des Papstes am Kolosseum gilt als stimmungsvollste Liturgie der Karwoche. Diesmal dürfte jedoch zumindest die optische Kulisse getrübt sein: Das antike Amphitheater ist seit mehreren Monaten wegen Restaurierungsarbeiten eingerüstet.
Vor dem Kreuzweg steht am Karfreitag ein sehr stiller, von Ernst und Einkehr geprägter Moment: die Feier zum Leiden und Sterben Christi im Petersdom.
Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten in Rom ist traditionell die Messe auf dem Petersplatz am Ostersonntag mit dem anschließenden Segen "Urbi et Orbi". Dazu dürften bei entsprechender Witterung deutlich mehr als 100.000 Menschen kommen - so viel waren es schon am Palmsonntag.
Unklar ist bislang, ob die deutschsprachigen Pilger auch in diesem Jahr auf ein "Euch allen ein gesegnetes und frohes Osterfest" in ihrer Muttersprache verzichten müssen. Franziskus hatte sich an seinem ersten Ostersonntag als Papst mit einem schlichten "buona pasqua" für alle begnügt. Sein Vorgänger Benedikt XVI., der am Mittwoch seinen 87. Geburtstag feiern konnte, hatte zuletzt in 65 Sprachen ein gesegnetes Fest gewünscht.
Am Ostermontag steht für den Papst traditionell kein öffentlicher Gottesdienst auf dem Programm. Einziger Termin ist das Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Manche spekulieren, er könne am Nachmittag oder Abend möglicherweise eine Aufführung des Musicals über Johannes Paul II. besuchen, das derzeit in Rom zu sehen ist.
So viel steht zumindest fest: Der Alltag beginnt für Franziskus wieder am Mittwoch nach Ostern - der Dienstag ist im Vatikan noch Feiertag - und zwar um 7 Uhr: Dann nimmt er seine Frühmessen in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta nach gut einwöchiger Pause wieder auf. Doch der Alltag währt nur kurz: Am Sonntag nach Ostern spricht Franziskus Johannes Paul II. (1978-2005) und Johannes XXIII. (1958-1963) heilig.