Arbeitslosigkeit ist mehr als individuelles Schicksal
Kein individuelles Schicksal, sondern ein gesellschaftliches Problem ortet der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz hinter dem Phänomen Arbeitslosigkeit. Arbeitslosigkeit löse Hoffnungslosigkeit und Schuldgefühle aus, wies er bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Linz anlässlich des "Tages der Arbeitslosen" am 30. April hin. Schwarz forderte strukturelle Maßnahmen der Bundesregierung zur Verringerung der Arbeitslosigkeit.
In der Diözese Graz-Seckau werden am 30. April Rosen verteilt, um auf die Situation Betroffener aufmerksam zu machen.
Knapp 58.000 Menschen waren Ende März in Oberösterreich ohne Arbeit, österreichweit sind es fast eine halbe Million Menschen, rechnete Christine Lengauer, stellvertretende ÖGB-Landesvorsitzende, vor. Sie kritisierte angesichts dieser "dramatisch hohen" Arbeitslosenrate die geplanten Sparmaßnahmen im Bereich aktive Arbeitsmarktpolitik des Arbeitsmarktservices (AMS). Besorgniserregend sei vor allem die Zahl der Langzeitarbeitslosen und die Situation jugendlicher sowie älterer Arbeitsloser. Die Zahl jugendlicher Arbeitssuchender etwa habe sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt.
Dorothea Dorfbauer, Vorsitzende der Sozialplattform Oberösterreich, betonte, es sei zynisch, den Betroffenen die Schuld für ihre Arbeitslosigkeit selbst zuzuschreiben. "Es fehlen schlicht die passenden Arbeitsplätze - und die Situation wird sich weiter verschärfen." Beratungs- und Betreuungseinrichtungen, Beschäftigungsprojekte und Schulungsangebote könnten helfen, Arbeit, Perspektiven und Wertschätzung zu finden, und seien volkswirtschaftlich sinnvoll, wie eine Studie von Joanneum Research zeige. Politische Forderungen wie die Verschärfung der Zumutbarkeitsbestimmungen für Arbeitslose seien entwürdigend, so Dorfbauer.
"Tag der Arbeitslosen" auf dem Martin-Luther-Platz in Linz
Von 10.30 Uhr bis ca. 15 Uhr wird am "Tag der Arbeitslosen" am Donnerstag auf dem Martin-Luther-Platz in Linz auf die Würde arbeitsloser Menschen aufmerksam gemacht und Gerechtigkeit eingefordert. Besucher erwartet u. a. ein "Speed Dating" mit Politikern, ein Speaker's Corner, Infostände, Straßenaktionstheater, Musik und eine Suppenküche.
Steiermark: Rosen für Arbeitslose
Auf die Situation Betroffener wird am 30. April auch in der Diözese Graz-Seckau aufmerksam gemacht: Auf Initiative des Arbeitslosenfonds werden einen Tag vor dem Tag der Arbeit am 1. Mai Rosen als Symbol der Würde jedes Menschen in allen steirischen AMS-Stellen sowie in der Grazer Innenstadt verteilt, heißt es in einer Aussendung (Dienstag). Schauplätze sind zwischen 11 und 15 Uhr das "Kircheneck" in der Grazer Herrengasse und zwischen 15 und 18 Uhr der Südtirolerplatz. Dort wird es auch Infostände u.a. des Arbeitslosenfonds geben.
Eine Delegation wird auch den neu ernannten steirischen Bischof Wilhelm Krautwaschl besuchen, um auf die Anliegen Arbeitssuchender hinzuweisen. Krautwaschl wird als Diözesanbischof gleichzeitig Vorsitzender des Kuratoriums des Arbeitslosenfonds sein. Weiters werden auch Soziallandesrat und Landeshauptmann-Stellvertreter Siegfried Schrittwieser und Sozialstadträtin Martina Schröck eine Delegation empfangen.
In der Steiermark kamen im März 2015 auf 50.267 Arbeitssuchende 2.802 offene Stellen, teilte die Diözese Graz-Seckau mit. Vor diesem Hintergrund hätten es besonders jene schwer, die mit den steigenden Anforderungen der Wirtschaft nicht mithalten können - aus gesundheitlichen Gründen, wegen zu geringer Qualifikation oder zu wenig Erfahrung.