"Bischöfe gibt es nicht als Stangenware"
Ein Monat vor seiner Weihe zum neuen Grazer Bischof im Juni gibt Wilhelm Krautwaschl Einblick in sein künftiges Leitungs- und Handlungskonzept im neuen Amt: "Kirche braucht viele individuelle Rezepte unter der gemeinsamen Orientierung auf Christus", so Krautwaschl in einem Interview mit den "Salzburger Nachrichten" (Samstag). Eine Pfarre mit 97 Katholiken habe andere Bedürfnisse als eine Pfarre mit 14.000 Gläubigen. Und auch der "medialen Vereinfachung", Bischöfe in die Kategorien konservativ oder liberal einzuteilen, wolle er sich nicht unterordnen: "Jeder Bischof ist vielseitig, es gibt ihn nicht als Stangenware." Er selber sehe sich "bei Jesus verortet. Alles andere, ob jetzt links oder rechts, ob oben oder unten, ist mir einfach zu platt".
In der Frage um den Zölibat schließt sich Krautwaschl dem amtierenden Diözesanadministrator der Diözese Heinrich Schnuderl an, der immer wieder betont: "Der Zölibat ist nicht in Stein gemeißelt." Auch Krautwaschel denkt, "das ist ein offener Prozess, aber bislang hat der Chef eben immer gesagt, es bleibt dabei". Das zeige sich immer wieder in den Synoden, auf denen der Zölibat ein oft diskutiertes Thema sei.
Auf seine Einstellung dem Islam gegenüber angesprochen, zeigte sich der Bischof gesprächsbereit. "Angst macht immer das, was ich nicht kenne. Das heißt: Wir alle müssen mehr kennenlernen, versuchen, in die Haut des anderen zu schlüpfen, den Dialog praktizieren." Einen ersten Schritt setzte Krautwaschl mit der Einladung Vertreter anderer Konfessionen zu seiner Weihe im Juni.
Ein besonders Anliegen ist dem künftigen Oberhirten die Glaubensvermittlung und hier ganz besonders der Dialog mit jungen Menschen. "Junge Leute begegnen den Fragen des Glaubens heute anders." Das fordere die Kirche heraus, die Verkündigung an das Denken, die Sprache und die Fragen der Jugendlichen anzupassen. Hilfreich sein dabei die Mittel der modernen Kommunikation, denn das Internet könne der Glaubensvermittlung dienen.