Bleibende Erinnerung an Hildegard Burjan
Eine neu errichtete Gedächtnisstätte im Wiener Stephansdom soll ab 11. Juni an die bedeutende Sozialpionierin Hildegard Burjan erinnern. Am selben Ort war die christlich-soziale Politikerin und Gründerin der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis (CS) vor drei Jahren - am 29. Jänner 2012 - anlässlich ihrer Seligsprechung als "eine Vorkämpferin für soziale Gerechtigkeit" bezeichnet worden. Die feierliche Enthüllung und Segnung der neuen Burjan-Stele wird laut einer CS-Ankündigung am Donnerstag, 11. Juni, um 19 Uhr im Rahmen einer Eucharistiefeier mit dem Wiener Weihbischof Helmut Krätzl vorgenommen, an der auch der Apostolische Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, teilnimmt.
Das Evangelium durch die soziale Tat verkünden war Hildegard Burjans (1883-1933) Lebensmotto, das auch auf der 2,40 Meter hohen Stele aus Kunstharz zu sehen ist, die vom Bildhauer Kurt Straznicky geschaffen wurde. Die Initiative dazu ging vom Hildegard-Burjan-Forum und von der Dompfarre St. Stephan aus. Dompfarrer Toni Faber wies auf die seit Jahren andauernden Bemühungen hin, "zeitgenössische Heilige im Dom präsent zu machen und insbesondere heilige Frauengestalten als Fürsprecherinnen ins Bewusstsein der betenden Gemeinde zu rufen". Bisherige Auftragswerke der Dompfarre betrafen Darstellungen von Sr. Maria Restituta Kafka durch Alfred Hrdlicka, Mutter Teresa durch Anton Sever und die heilige Veronika durch Wolfgang Reichmann.
Die Generalleiterin der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, Sr. Susanne Krendelsberger, sieht im neuen Kunstwerk das Wachhalten des Gedenkens an eine Frau, "die sich den Fragen und Problemen der Zeit stellte und auf die Verantwortung jedes und jeder Einzelnen hingewiesen hat, gegen ungerechte gesellschaftliche Strukturen aufzutreten". Die vielen Besucher des Stephansdoms würden so an ihre gesellschaftliche Verantwortung auch heute erinnert.
Vorbild für heutige Frauen
Für die Vorsitzende des Hildegard-Burjan-Forums, Ingeborg Schödl, war die Errichtung dieser Gedächtnisstätte "im Herzen der Erzdiözese Wien" ein großes Anliegen, "denn damit soll an eine Frau erinnert werden, die selbstbewusst und getragen von einem tiefen Glauben ihre vielfältigen Aufgaben in Kirche und Gesellschaft wahrgenommen hat". Für Schödl bietet sich die Biographie Burjans gerade für moderne Frauen als Vorbild an.
Hildegard Burjan wurde am 30. Jänner 1883 in Görlitz a. d. Neiße als zweite Tochter einer liberalen jüdischen Familie geboren. Nach einer schweren Erkrankung fand sie zum katholischen Glauben. Mit ihrem Gatten Alexander übersiedelte sie 1909 nach Wien und begann sich hier intensiv für Randgruppen der Gesellschaft zu engagieren. 1919 zog sie als erste christlich-soziale Abgeordnete in das Parlament der Ersten Republik Österreich ein. Als verheirate Frau und Mutter gründete sie die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, deren Vorsteherin sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1933 blieb. (Info: www.cs.or.at)