Lackner: Synodaler Prozess zeigt "weiten Strom des Glaubens"
Die von der Erzdiözese Salzburg erstellte Synthese zum Synodalen Prozess "versteht sich als Zufluss zum großen und weiten Strom des Glaubens". Das erklärte Erzbischof Franz Lackner am Dienstag bei der Präsentation der Salzburger Ergebnisse dieses von Papst Franziskus für die Weltkirche ausgerufenen Prozesses. Dabei sei der Kirchenleitung in der Erzdiözese bewusst: "Wir allein können keine letztgültigen Antworten hervorbringen. Wir brauchen die Zusammenschau mit den anderen Diözesen, mit der Kirche auf der ganzen Welt. Wir sind und bleiben ergänzungsbedürftig", erklärte Lackner.
Gleichzeitig hoffe man in Salzburg, dass einige dort zutage getretene Aspekte sich im weiteren Prozess "als anschlussfähig erweisen" und auf weltkirchlicher Ebene ergänzen, "was sonst fehlen würde", wie der Erzbischof sagte.
An der Pressekonferenz im Salzburger Kapitelsaal nahmen auch weitere Vertreterinnen und Vertretern der vorsynodalen Versammlung in der Erzdiözese Salzburg teil: Gesamtkoordinator Markus Welte, Birgit Bahti-Kunrath als wissenschaftliche Begleiterin, Kerstin Altenberger als "Sprachrohr der Jugend" und der für die Endredaktion mitverantwortliche Simon Weyringer. "Gemeinsam geht Kirche" sei das Motto des synodalen "Zuhör-Projekts", das mehr als 3.000 Menschen in der Erzdiözese erreichte, hielt diese zur Pressekonferenz fest. Es gehe darum, dass die Katholische Kirche "trotz mancher Enttäuschung Zukunft hat".
Zur Erinnerung: Papst Franziskus hatte im vergangenen Oktober alle Diözesen weltweit aufgerufen, sich am synodalen Weg zu beteiligen und alle interessierten Menschen einzuladen, über ihre Beziehung zur Kirche nachzudenken und darüber ins Gespräch zu kommen. Darüber war bis zum Palmsonntag ein Bericht zu verfassen; aus diesen "diözesanen Synthesen" soll ein erster Entwurf einer österreichweiten Synthese vorbereitet werden, den die Bischöfe bei ihrer Sommervollversammlung im Juni in Mariazell diskutieren.
Auch Kirchendistanzierte wurden gehört
In Salzburg liegt nach einer breit angelegten Beratungsphase nun die Zusammenschau der diözesanen Ergebnisse vor. Ziel des Zuhör-Prozesses war unter anderem ein neuer Umgangsstil in der Kirche. Es gehe nicht nur darum, eine Befragung zu starten, sondern wirklich aufeinander zu hören, erklärte Koordinator Welte. Eingebunden seien auch junge und ältere Menschen gewesen, unabhängig davon, "ob sie sich der Kirche nahe fühlen oder nicht". Letztlich hätten sich zwischen Oktober 2021 und März 2022 mehr als 3.000 Frauen und Männer in unterschiedlichen Formaten der Frage gestellt, "wie Kirche sein muss, damit sich alle beteiligen können".
Es zeigte sich eine große "Vielstimmigkeit der Kirche in Salzburg", erläuterte Birgit Bahti-Kunrath, wissenschaftliche Begleiterin und Mitglied des Redaktionsteams unterschiedlichste Zugänge zum Glauben, den Wunsch nach Aufbruch und Veränderung und auch Stimmen, für die katholische Traditionen Heimat und Verwurzelung bieten. Die Politikwissenschafterin sagte: "Viele junge Menschen äußerten ihren Wunsch nach Halt, Beheimatung und Unterstützung in der Kirche. Vor allem Jugendliche wünschen sich aber auch eine offene Kirche, in der alle, die wollen, Platz haben."
Kerstin Altenberger von der Katholischen Jugend (KJ) bekräftigte selbstbewusst: "Wir sind die Zukunft der Kirche." Die Ideen und Themen, die junge Menschen einbringen, seien vielfältig und bunt, auch die Kirche könne noch vielfältiger werden, "wenn wir es zulassen und aufeinander hören". Natürlich seien die Frage nach der Weihe von Frauen, der Zölibat und gesellschaftspolitische heiße Eisen ein Thema für junge Gläubige gewesen, so Altenberger.
Große Vielfalt an Positionen
Um die Berufung der Kirche heute umsetzen zu können, gebe es unterschiedliche, teils auch spannungsvolle Perspektiven oder Lösungsansätze, resümierte der Priester und Bibelwissenschaftler Simon Weyringer. "Viele wünschen sich die Ausweitung des Priestertums auf verheiratete Männer und Frauen. Unabhängig davon erwarten sie eine stärkere Einbeziehung von Laien, besonders von Frauen in Führungspositionen, wie es in der Erzdiözese in Salzburg bereits praktiziert und auch in der Kurie in Rom angestrebt wird." Ein weiteres strukturelles Thema sei der Erhalt der Pfarren, so Weyringer. Manche hätten die Befürchtung geäußert, in einem unüberschaubaren Pfarrverband unterzugehen.
Zum Stichwort "glaubwürdig das Evangelium bezeugen" wünschten sich viele "mehr Transparenz in Bezug auf personale Entscheidungen oder Missbrauch", erklärte der Experte. Und es gebe es auch den Wunsch nach einer geistigen Reform der Kirche - "eine Rückbesinnung auf Gott", auf die Heilige Schrift, auf Tradition, Gebet, Sakramente. "Wenn die Kirche nichts mehr über Gott zu sagen hat, dann wird ihre Verkündigung leer", fasste Weyringer diese Haltung zusammen.
Angesichts einer großen Vielfalt an Positionen und Lebenswelten innerhalb der Kirche stellte sich die Frage, wie trotz dieser Unterschiede ein gemeinsamer Weg möglich ist? "Dafür sollte uns der Synodale Prozess stärken", betonte das Mitglied des Redaktionsteams zur Erstellung des diözesanen Enddokuments.
Quelle: Kathpress