Linz: Umfangreiche Restaurierung im Kapellenkranz des Mariendoms
Im Kapellenkranz, dem ältesten Teil des Linzer Mariendoms, finden in den kommenden Jahren umfassende Restaurierungsarbeiten statt. Die sieben Kapellen mit kunstvoll gefertigten Altären und großen Mosaikgemälden weisen zum Teil mehr als 130 alte Kunstwerke auf und bilden ein "Gesamtkunstwerk", stellte Diplom-Restauratorin Susanne Beseler nach einer detaillierten Feststellung der zu behebenden Schäden an den Marmoraltären, den Altaraufbauten aus Kalk- und Sandstein und den bis zu zwölf Meter hoch reichenden Wandmosaiken fest. Auch die weiteren, im Zuge eines Zehn-Jahres-Programmes laufenden Renovierungsprojekte im Mariendom schreiten planmäßig voran, teilte die Diözese Linz am Mittwoch mit.
Beseler, eine ausgewiesene Expertin für Stein- und Architekturoberflächen, erstellt in einem ersten Schritt eine Bestandsaufnahme über Materialien, Bearbeitungsweisen und etwaige farbliche Fassungen. Für diese Zustandsanalyse werden kleine Pilotflächen mit ersten Reinigungsversuchen angelegt, die wiederum die Grundlage für das detaillierte Restaurierziel und -konzept in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt sowie in weiterer Folge den Kostenplan bilden.
Sechs kleinere Kapellen mit je einem Altar sowie die Votivkapelle mit einem Hauptaltar und zwei Seitenaltären bilden den ältesten Teil des Mariendoms. Sie wurden zwischen 1862 und 1874 errichtet. Die Votivkapelle wurde am 29. September 1869 von Bischof Rudigier eingeweiht und ist auch musikhistorisch bedeutsam: Anton Bruckner komponierte hierfür seine berühmte e-Moll-Messe.
Die kleineren Kapellen sind nach den letzten Anrufungen der "Lauretanischen Litanei" - gerichtet an die Gottesmutter Maria - benannt: links Königin der Bekenner, Königin der Apostel, Königin der Patriarchen, rechts Königin der Propheten, Königin der Märtyrer, Königin der Jungfrauen. Besonders eindrucksvoll sind die acht bis zu zwölf Meter hoch reichenden Mosaikfenster im Kapellenkranz.
Heute ist dieser Teil des Mariendoms auch wesentlich geprägt von den farbenprächtigen Gemäldefenstern, die vom Künstler Karl Martin Hartmann entworfen und 1995 als Ausdruck des Dankes für 50 Jahre Frieden in Österreich eingesetzt wurden. Die ursprünglichen Gemäldefenster im Kapellenkranz waren im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.
Ausdruck von Marienfrömmigkeit
Der Mariendom - offiziell "Mariä-Empfängnis-Dom" - in Linz ist ein neugotischer Kirchenbau, der 1855 durch den Linzer Bischof Franz Joseph Rudigier aus Dank für die Erklärung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis durch Papst Pius IX. am 8. Dezember 1854 veranlasst wurde. 1862 erfolgte die Grundsteinlegung, am 1. Mai 1924 wurde der Dom von Bischof Johannes Maria Gföllner schließlich als Marienkirche geweiht und 1935 fertiggestellt. Wie Bischof Manfred Scheuer anlässlich der Restaurierung feststellte, schreibe jede Generation und jede Epoche ihre Erfahrungen in einen Dom ein. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts sei das Mariendogma prägend gewesen, sowie "eine ganz starke marianische Frömmigkeit, die damals eine Volksbewegung war". Die Restaurierung des Kapellenkranzes erfolge nicht nur in der Absicht, dessen Kunstwerke optisch wieder schön zu machen, sagte Scheuer. "Wir tun dies vor allem auch auf dem Fundament der Menschen, die sich mit ihren Hoffnungen und Sehnsüchten hier eingebracht haben."
Bereits im Vorjahr war im Zuge eines Zehn-Jahres-Programmes mit der Restaurierung von insgesamt 29 reparaturbedürftigen Gemäldefenstern im Mariendom begonnen worden. Heuer stehen laut der Diözese folgende Kunstwerke im Hochchor am Programm: Bereits fertig restauriert wurde die Anbetung der Weisen aus dem Morgenland, noch ausständig sind das Fenster "Biblische Gestalten um Maria I" und die Aufnahme Mariens in den Himmel. Aufgrund der arbeits- und kostenintensiven Maßnahmen können pro Jahr maximal drei Gemäldefenster restauriert werden.
Im Außenbereich des Mariendoms wird von Frühling bis Herbst 2022 der Nordwest-Turmstrebepfeiler im Bereich der oberen Glockenstube restauriert. An diesem stark verwitterten Teil auf der achteckigen Turmbasis müssen Fugen und Steinoberfläche von Moos und Algen gereinigt und behandelt werden.
Benefizkonzert der Dommusik
In den Dienst der Restaurierungsoffensive stellen sich am Samstag, 25. Juni 2022, ab 20 Uhr das Orchester und die Solistinnen und Solisten der Dommusik, der Domchor sowie das Collegium Vocale Linz. Unter der Leitung von Domkapellmeister Josef Habringer wird die Messe Nr. 6 in Es-Dur von Franz Schubert präsentiert. Der Reinerlös des Konzertes kommt der Erhaltung des Mariendoms zugute. (Karten im DomCenter sowie online auf www.oeticket.com)
Quelle: kathpress