Schwarz: St. Pöltner Reformprozess vor gutem Abschluss
Mit 1. September wird die "Verwaltungsreform" in den zentralen Dienststellen der Diözese St. Pölten abgeschlossen sein. Das hat Bischof Alois Schwarz im Interview mit den "Niederösterreichischen Nachrichten" (15. Juni) angekündigt. Man habe vor rund zwei Jahren diesen Reform- bzw. Zukunftsprozess gestartet, "um den Menschen zu verdeutlichen, wozu es die Diözese St. Pölten gibt", so Schwarz: "Wir müssen uns in der diözesanen Verwaltung so aufstellen, dass wir das Gute, das da ist - wie die vielen engagierten Frauen und Männer im Pfarr- und Kirchengemeinderat -, besser aufeinander abstimmen."
Man habe zudem eine Vision formuliert, die den Reformprozess in einem Satz ausdrückt: "'Ich bin mit dir, kommt und seht'. - Ein Mensch ist für den anderen da, wir schauen aufeinander." Nun gebe es neue pastorale Ressorts mit den Themen Pfarren, Lebenswelten, Erwachsenenbildung, Schulamt, Kunst und Kultur, so der Bischof: "Das sind die großen Themen in unserer Seelsorge."
Auf die anfänglichen Verunsicherungen bei dem Prozess angesprochen, meinte der Bischof: "Das ist immer so bei einem Veränderungsprozess, wenn das Neue noch nicht absehbar ist und das Alte doch immer so viel Sicherheit gegeben hat." Die Verunsicherung sei entstanden, weil manche nicht wussten, wo sie zugeordnet werden. "Inzwischen besteht Klarheit. Wir haben über 200 Leute in den Prozess eingebunden. Mit 1. September wird die Zuteilung abgeschlossen sein."
Zur Frage, wie er die einzelnen Pfarren stärken wolle, sagte der Bischof: "Das passiert, indem wir sicherstellen, dass jede Pfarre einen zugewiesenen Seelsorger hat. Manche von ihnen betreuen mehr Pfarren. Im Herbst werden wir dann mit den neuen Pfarrgemeinderäten in großen Konferenzen das Pfarrprogramm sicherstellen." Die Laiendienste würden weiter gestärkt. "Das ist das Schöne, weil das Laienapostolat hier in St. Pölten ohnehin schon blüht", so Schwarz wörtlich.
Eine große Herausforderung ist zudem für den Bischof die Frage: "Wie können wir junge Leute ermutigen, dass sie sich für den Priesterberuf entscheiden". Er glaube, so Schwarz, "dass es sie gibt, wir müssen sie ansprechen und ihnen helfen, dass sie ihren Berufswunsch erfüllen können".
Aufmerksamkeit füreinander
Schwarz plädierte im Interview angesichts der vielfältigen Krisen für mehr Aufmerksamkeit füreinander, "dass wir schauen, wo Menschen durch Einsamkeit leiden". Und es gelte, "dass wir die Schönheit unserer kirchlichen Feiern und Feste wieder bewusst machen". Viele hätten sich daran gewöhnt, dass sie am Sonntag beim Fernsehgottesdienst mitfeiern. "Das ist schön und ich bin dankbar dafür", so Bischof Schwarz, aber: "Wenn man in eine Kirche geht - vielleicht noch in seine eigene -, wo man getauft wurde, wo Menschen geheiratet haben und um Angehörige geweint haben, dann ist nochmals eine andere Kraft dabei. Und wir werden sie ermutigen, dass sie die Schönheit der Feiern und Feste wieder suchen." Nachsatz: "Wir müssen darauf achten, dass wir in der Handygesellschaft, wo jeder auf kommunikative Wege wie E-Mail oder Facebook angewiesen ist, wieder den direkten Kontakt suchen."
Zur Frage, wie das teils verloren gegangene Vertrauen der Menschen in die Kirche zurückgewonnen werden könne, antwortete der Bischof: "Mir ist wichtig, den Menschen zu sagen, wofür wir als Kirche da sind - und wofür das Geld der Kirchenbeiträge verwendet wird. Manche wissen das einfach nicht. Wir haben Kulturgüter, katholische Sozialeinrichtungen bzw. Schulen zu erhalten. Da ist mehr an transparenter Information nötig."
Während die römisch-katholische Kirche weltweit eine wachsende Kirche ist, sei in Europa ist eine gewisse Müdigkeit eingetreten. Schwarz: "Da ist es wichtig, dass es hier Menschen gibt, die mit prophetischer Kraft nach vorne gehen und sagen, so schaffen wir es, der Welt ein neues Angesicht zu geben. Immer sind es Einzelne, die andere motivieren. Und diese Einzelnen sind auch in Zukunft gefragt."
"Niederösterreich ist meine Heimat"
Das Interview mit Bischof Schwarz fand anlässlich seines 70. Geburtstags (14. Juni) statt. Zur Frage, was ihn rückblickend auf diese 70 Jahre am meisten geprägt hat, sagte Schwarz: "Einerseits die Priesterweihe im Alter von 24 Jahren. Und dann haben mich die neun Jahre als Pfarrer in Krumbach in der Buckligen Welt sehr geprägt, weil ich mit der ganzen Freude eines jungen Priesters eine Pfarre gestalten konnte." Ein massiver Umstieg sei die Bischofsweihe und später der Wechsel nach Kärnten gewesen. "Dort war die Zweisprachigkeit die große Herausforderung", so Schwarz.
Mittlerweile ist der gebürtige Niederösterreich seit vier Jahren wieder in seinem Heimat-Bundesland. "Niederösterreich ist meine Heimat. Ich kenne dieses Land seit meiner Kindheit und liebe dieses Land und die Menschen, wie sie hier Kultur leben und Feste feiern. Das ist eine innere Beheimatung, die ich hier erfahre, weil ich hier aufgewachsen bin", so der Bischof wörtlich.
Auf die Turbulenzen, die parallel mit seinem Wechsel von der Diözese Gurk in die Diözese St. Pölten einhergingen, angesprochen, meinte der Bischof: "Da ist nach einer guten Aufarbeitung ein Schlussstrich gezogen worden, der mir und vielen wieder hilft, den Blick nach vorne zu richten. Ich will nicht vergessen, dass es da viele Menschen gab, die mich unterstützt haben, das durchzustehen."
Die Frage nach seinem Lieblingsplatz war für den Bischof einfach zu beantworten: "Am liebsten bin ich in Mariazell. Die Gottesmutter in Mariazell ist mein Zufluchtsort."
Quelle: kathpress