
Glettler: Körpersprache bei Mission noch wichtiger als Worte
Als Freude an Begegnungen und die Ermöglichung der Begegnung mit Christus hat Bischof Hermann Glettler christliche Mission charakterisiert. "Das geht auch durch Worte, aber noch wichtiger ist die 'Körpersprache' der Missionarinnen und Missionare", zeigte sich der Innsbrucker Bischof in seiner Predigt beim Festgottesdienst zum Tiroler Jubiläumsfest der Päpstlichen Missionswerke anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens in Stift Stams überzeugt. Glettler würdigte dabei am vergangenen Freitag das Wirken der päpstlichen Missionswerke. Er blicke "mit großer Dankbarkeit auf unzählige Frauen und Männer, die sich von der österlichen Dynamik erfassen ließen und - zu laufen begonnen haben - für Christus und die Menschen", so der Bischof laut Bericht auf dem Webportal der Diözese Innsbruck (Dienstag).
Menschen mit einem "Herzfeuer" seien bei der Mission gefragt, "weil sie ein Plus an Liebe in die Welt bringen", sagte Glettler. Dabei sei Mission immer durch Begegnung geprägt. "Es beginnt mit der Erfahrung, persönlich geliebt und von Gott beim Namen gerufen zu sein. Der Herzschlag des Glaubens beginnt mit einer persönlichen Begegnung." Wer diese Gnade erlebe, werde "nicht mehr ruhig im Sofa bleiben", zeigte sich der Innsbrucker Bischof überzeugt.
Mission sei immer "ein Dienst an der Freiheit des Menschen, niemals Zwang", erinnerte Glettler. Deswegen müsse auch die Haltung gegenüber der Geschichte der Missionierungen klar sein: "Zwangsbekehrungen mit oder ohne Beteiligung kolonialer Mächte und staatlicher Autoritäten waren und sind eine himmelschreiende Sünde", stellte Glettler klar. Papst Franziskus werde sich etwa auf seiner geplanten Kanadareise im Juli unmissverständlich zum Missbrauch und der zwanghaften Christianisierung indigener Kinder in den Residential Schools äußern. Das sei eine "klaffende Wunde" der Kirche, so der Bischof.
Letztlich sei Mission aber auch immer mit Arbeit verbunden. Mission beginne in der Nachbarschaft, in der eigenen Familie, am Arbeitsplatz und bedeute eine "tägliche Mühe, dem Anruf Gottes eine passende Antwort zu geben". Heute sei auch die Kommunikation an sich "Schwerstarbeit", denn eine "Grundalphabetisierung" in Sachen Christentum sei dingend notwendig. Wichtig sei dabei, so Glettler: "christliche Mission ist keine Volksbelehrung, sondern eine ganzheitliche Aufbauarbeit des Menschen". Die Freundschaft mit Christus gehöre wesentlich dazu. Wirklich überzeugend sei Geduld und Liebe.
100 Jahre Missio
Zu dem Jubiläumsgottesdienst waren neben Bischof Glettler und zahlreichen Gläubigen auch Missio-Nationaldirektor Pater Karl Wallner sowie der Tiroler Missio-Diözesandirektor Johannes Laichner in die Stiftskirche Stams gekommen. "Heute ist der Kernauftrag von Missio Österreich immer noch derselbe wie vor 100 Jahren: diejenigen zu unterstützen, die die Welt verändern", betonte Diözesandirektor Laichner beim an den Gottesdienst anschließenden Festakt im Bernardisaal des Stifts.
Pauline Jaricot gründete 1822 in einer Zeit rascher politischer und kultureller Umwälzungen zusammen mit anderen Laien im französischen Lyon das "Werk der Glaubensverbreitung", heute bekannt als Missio. Der Grundgedanke bestand darin, dass nicht eine bestimmte Mission unterstützt werden solle, sondern unterschiedslos alle. Diese Idee breitete sich rasch aus und erfasste bald die ganze Kirche.
Am 3. Mai vor 100 Jahren machte Papst Pius XI. Pauline Jaricots Initiative gemeinsam mit zwei weiteren französischen Missionswerken zu den Päpstlichen Missionswerken. Im selben Jahr führte Kardinal Friedrich Gustav Piffl (1864-1932) diese auch in Österreich ein. Seither unterstützte Missio die Ärmsten der Armen auf allen Kontinenten in rund 10.000 Hilfsprojekten. Die Bandbreite reicht von Pastoralprojekten über Schulbauten bis zu Gesundheitsprogrammen. Pauline Jaricot wurde im Mai in Lyon seliggesprochen. (Info: www.missio.at)
Quelle: kathpress