
Wie Papst Franziskus vom neuen Salesianer-Heiligen Zatti Hilfe bekam
Wenn Papst Franziskus am 9. Oktober Artemide Zatti (1880-1951) am Petersplatz in Rom zum neuen Heiligen ernennt, so erhebt er damit einem Ordensmann zu höchsten kirchlichen Ehren, den er - ohne ihm je begegnet zu sein - einen "sehr engen Freund" nennt. Jorge Mario Bergoglio hat den künftig ersten nicht über das Martyrium zur Heiligkeit gelangten Salesianerbruder als Fürsprecher für neue Laienberufungen im Gebet angerufen und von diesem offenbar auch prompt Unterstützung erhalten, geht aus einem 1986 verfassten Brief des heutigen Kirchenoberhaupts an den Salesianer Bruno Cayetano hervor. An diesen Brief erinnert hat im Kathpress-Interview Österreichs einstiger Olympiakaplan, Pater Bernhard Maier.
In seinem Brief erzählt Bergoglio, die damals von ihm geleitete argentinischen Jesuitenprovinz habe nur sehr wenige Laienbrüder gehabt. In einem Gespräch sei ihm Artemide Zatti empfohlen worden, dessen Biografie er las und davon beeindruckt war: Davon, "dass er so ein umfassender Laienbruder war". Bergoglio habe darauf mit den argentinischen Jesuiten-Novizen eine Novene zu Zatti um Laienberufungen gebetet. Prompt seien diese dann auch tatsächlich eingetroffen, und zwar "in Quantität und Qualität", schrieb der heutige Papst, der schon damals als Dank eine Novene für eine Selig- und Heiligsprechung Zattis veranlasste. Denn gleich 23 neue Laien-Ordensbrüder gesellten sich binnen eines Jahrzehnts zu den argentinischen Jesuiten.
Was nur mag Papst Franziskus an seinem Landsmann, den er nun bald in die Schar der Heiligen reihen wird, schon damals so beeindruckt haben? P. Bernhard Maier, Sportethiker mit Faible für Geschichtsforschung und Lateinamerika, ist auf Artemide Zatti bereits vor Jahrzehnten gestoßen, als er Salesianer-Wirkstätten in den Anden besucht hat. Etliche Parallelen zwischen Bergoglio und dem bald heiligen Artemide sieht er als augenfällig, beginnend mit der Herkunft: Ebenso wie die Papst-Eltern wurde auch Zatti in Norditalien geboren und wanderte als Sechsjähriger mit seiner Familie ins argentinische Bahia Blanca aus. Und auch Zatti begegnete dort Salesianermissionaren, die sich um die in großer Armut lebenden italienischen Migranten hingebungsvoll kümmerten.
Bei Artemide Zatti hinterließ diese Prägung den Wunsch, Priester der Salesianer Don Boscos zu werden, woraufhin er mit 20 Jahren ins Ausbildungshaus des Ordens in Buenos Aires eintrat. Bei der Pflege von Kranken erkrankte er jedoch 1902 selbst lebensgefährlich an Tuberkulose - die nächste Parallele zu Papst Franziskus, dem als junger Erwachsener wegen eines Lungenleidens ein Lungenflügel entfernt wurde. Im Krankenhaus von Viedma hörte Zatti vom Salesianerpater und Arzt Evasio Garrone den Rat: "Erbitte von Maria, die die Hilfe der Christen ist, die Gnade der Heilung und versprich ihr, dafür dein ganzes Leben der Pflege der Kranken zu widmen." Zatti hielt sich daran und wurde wieder gesund. An Garrones Seite leitete er die Apotheke, nach dessen Tod 1911 dann das ganze Spital - und zwar nicht als Priester, sondern zeitlebens als Laienbruder der Salesianer Don Boscos.
Besonders die Art und Weise, wie sich Zatti um Kranken kümmerte, sei für seine Zeitgenossen beeindruckend gewesen, würdigte P. Maier den neuen Heiligen. Beschrieben werde der "charismatische Krankenpfleger" stets als "urnormaler, fröhlicher Typ", der Tag und Nacht im weißen Kittel mit dem Fahrrad zu Kranken unterwegs war und geholfen hat, wo auch immer er konnte. "Er hat sich in die Herzen der Menschen regelrecht hineingepflegt". Nicht nur die Migranten, sondern auch die indigenen Bewohner von Patagoniens Weiten seien in Scharen zu Zatti gekommen, der für seine Dienste nie Geld verlangt habe und für seine ausgezeichneten Kenntnisse von der argentinischen Regierung den Titel eines "geprüften Apothekers" bekam. Bis zuletzt, als er mit 70 Jahren von einer Leiter stürzte und ein Tumor entdeckt wurde, habe er dieses Wirken unermüdlich weitergeführt.
Schon zeitlebens sei Zatti, an seiner Wirkstätte als "Don Bosco der Armen" bekannt, im Ruf der Heiligkeit gestanden, wie P. Maier hervorhob. Fünf Jahre nach seinem Tod 1951 wurde ihm in Viedma ein Denkmal errichtet, 1975 sein ehemaliges Spital auf seinen Namen benannt. Seit 1977 lief ein Seligsprechungsverfahren, die Seligsprechung erfolgte schließlich 2002 durch Papst Johannes Paul II. Im Vorfeld der am 9. Oktober anstehenden Heiligsprechung hat der derzeitige Salesianer-Generalobere, Angel Fernandez Artime, in einem langen Schreiben Zattis Qualitäten hervorgehoben - um ähnlich wie einst der Jesuit Bergoglio mit einem Gebet um Laienberufungen zu enden. Ex-Olympiakaplan Maier dazu: "Auch in Österreich haben wir Salesianer sehr gute Laienbrüder, die aber viel zu wenige sind." Besonders für diese Gruppe sei die Heiligsprechung von hoher Bedeutung. (Website zur Heiligsprechung: https://zatti.org)
Quelle: kathpress