
Caritas-Experte: Kiew-Besuch Van der Bellens war "starkes Signal"
Österreichs Form der Solidarität ist für die Ukraine äußerst wertvoll und konnte vor Ort bereits viel bewirken: Das hat laut dem Leiter der Auslandshilfe der Caritas, Andreas Knapp, der Besuch von Bundespräsident Van der Bellen in Kiew Anfang Februar eindrucksvoll aufgezeigt. Die zweitägige Reise mit Stationen in Kiew, Butscha, Borodjanka und Uschhorod, bei der Van der Bellen seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj weitere humanitäre Hilfen zusicherte, sei ein "starkes Signal" gewesen, und zwar von Österreich wie auch vom Gastgeber: Auch dieser habe große Wertschätzung bekundet, sagte Knapp, der Van der Bellen auf der Reise begleitet hatte, am Freitag der Nachrichtenagentur Kathpress.
Österreich habe die Ukraine seit Kriegsbeginn vor einem Jahr mit einem Gesamtausmaß von 124 Millionen Euro unterstützt, berichtete Knapp von der Pressekonferenz in Kiew. Der größte Anteil daraus entfällt auf "Nachbar in Not", deren Vorstandsvorsitzender Knapp ebenfalls ist: Mehr als 96 Millionen Euro seien über die Aktion bisher für die Ukraine gesammelt worden, davon rund 55 Millionen Spenden und 41,96 Millionen Euro aus der Verdoppelungsaktion der Bundesregierung; 62,7 Millionen Euro davon seien bereits in Umsetzung. Die nationale Sammelaktion werde schon bald mit einem geplanten erneuten Spendenaufruf weitergehen, kündigte der Experte an.
Die Art des Mitteleinsatzes habe sich im vergangenen Jahr jeweils den Notwendigkeiten angepasst, führte Knapp am Beispiel der von der Caritas Österreich geleistete Ukraine-Hilfe aus, die bisher vier Millionen Menschen erreicht hat. "Zu Beginn stand die akute Nothilfe im Vordergrund - Nahrungsmittel, Hygieneprodukte, Notunterkünfte für Binnenvertriebene und psychosoziale Betreuung. Jetzt läuft die Winterhilfe, bei der vor allem zerstörte Wohnhäuser wieder instandgesetzt werden. Meist werden Fenster repariert, sodass zumindest ein Raum pro Familie winterfest ist und dann auch beheizt werden kann, zudem unterstützen wir mit Heizmaterial." Weiters gebe es Bargeldhilfe an Haushalte, die als Nebeneffekt auch dazu beitrage, die ukrainische Wirtschaft vor Ort wieder anzukurbeln.
Großer Freiwilligen-Einsatz
Als große Stärke der Caritas bezeichnete deren Auslandshilfe-Chef die guten bestehenden Strukturen vor Ort auf nationaler, regionaler und Gemeindeebene, wo die Hilfen über die Pfarren organisiert werden. Es sei "unglaublich", wie viele Ehrenamtliche sich bei den Hilfsmaßnahmen beteiligten. Ihr Einsatz habe einen wichtigen Anteil daran, dass die Hoffnung in der ukrainischen Bevölkerung weiterlebe, und sei für die Freiwilligen selbst die beste Form, um mit dem großen Leid umzugehen. Sehr authentisch erfahren habe er dies bei der "emotionalsten" Besuchsstation von Bundespräsident Van der Bellen, sagte Knapp: im Gespräch mit einer Caritas-Mitarbeiterin in dem für die begangenen Kriegsgräuel bekannten Kiewer Vorort Butscha.
Für die Zukunft der Ukrainehilfe bleibe das ständige rasche Anpassen an die jeweils gegebene Situation wichtig, befand der Experte. Wichtig seien dafür "Basiskapazitäten auf beiden Seiten: Ein engagiertes Team bei uns wie auch in der Ukraine, das gut ausgebildet, strukturiert und motiviert ist". Diese Voraussetzungen seien sehr wohl gegeben, auch vor Ort bei der griechisch-katholischen Caritas und der römisch-katholischen Caritas-Spes. Beide hätten ihre Teams infolge der angewachsenen Herausforderungen stark ausgebaut. Dass die Caritas Österreich ihre Partner in der Ukraine schon seit Jahrzehnten unterstütze und dabei den Aufbau als Organisation unterstützt habe, bewähre sich nun. "Ich kann meine Hand dafür ins Feuer legen, dass die Hilfe auch ankommt", so Knapp.
Quelle: kathpress