
Zulehner eröffnet "Heilig-Haupt-Andachten" mit Kirchenvision
Ohne das Hören auf den Heiligen Geist wird die Kirche zur "geistlosen" Kirche. Davor hat der Wiener Pastoraltheologe Prof. Paul Zulehner gewarnt. Eine Kirche, die nur um sich selbst kreise, anstatt die Botschaft von der Auferstehung zu verkünden, habe ihre Berufung verloren. Zulehner hält dieser Tage die Predigten bei den "Heilig-Haupt-Andachten" in der Klagenfurter Stadthauptpfarrkirche St. Egid. Die traditionellen Andachten von 19. bis 27. März stehen unter dem Generalthema "Inspirierende Kirchenvisionen".
"Es ist mit Sicherheit die älteste Frage der Welt: Was ist am Ende stärker? Der Tod oder die Liebe?", so Zulehner am Sonntagabend seiner ersten Predigt. Er bezog sich auf den griechischen Mythos von Orpheus und Eurydike bzw. dessen Überwindung und christliche Deutung in der frühchristlichen Kunst und Theologie. Während Orpheus im griechischen Mythos mit dem Versuch, seine Geliebte aus der Unterwelt zurückzuholen, letztlich scheitert, wird die Gestalt des Orpheus seit der frühen Christenheit auf Christus selbst bezogen. Sein Abstieg in die Unterwelt wird mit dem Abstieg Christi in die Totenwelt verglichen, wo die dem Tod verfallene Menschheit gerettet wird. Zulehner: "Das ist die zentrale Botschaft des Evangeliums: Nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern das Leben und die Liebe." Diese österliche Botschaft der Auferstehung "durchtöne" das gesamte Leben der Kirche - oder sollte es zumindest tun, so der Theologe.
Nicht die Kirche stehe im Mittelpunkt, sondern diese Botschaft. Zulehner bezog sich in seinen Ausführungen konkret auf eine Wandmalerei von Christus als Orpheus in den Katakomben von Santi Marcellino e Pietro in Rom und die Deutung des Motivs durch den Kirchenvater Klemens von Alexandrien. In Händen hält Christus eine Lyra und ein Plektron. Die Kirche sei das Instrument in Händen Gottes, mit dem das Lied von der Auferstehung erklingen soll. Und das Plektron sei der Heilige Geist. Die Seiten der Lyra könnten nur erklingen, "wenn die Kirche randvoll ist mit dem Heiligen Geist". Deswegen rufe Papst Franziskus auch ohne Unterlass dazu auf, auf den Heiligen Geist zu hören. "Denn ohne diesen Geist sind wir eine geistlose Kirche", so Zulehner.
Die in ganz Kärnten verbreitete spirituelle Tradition der "Heilig-Haupt-Andachten" während der Fastenzeit hat ihren Ursprung in der Klagenfurter Stadthauptpfarre St. Egid, wo als Dank für das Ende einer Pestepidemie seit 1750 jährlich die Andacht zum "Heiligen Haupt" gefeiert wird. Im Mittelpunkt stehen Gottesdienste mit meditativen Predigten zur Fastenzeit, die Verehrung des dornengekrönten Hl. Hauptes Christi sowie eine besondere musikalische Gestaltung. Die Andachten in St. Egid beginnen täglich um 18.30 Uhr und werden via Livestream auf YouTube (https://www.youtube.com/@stegidklagenfurt8616/featured) und Facebook (https://www.facebook.com/klagenfurtstegid) übertragen.
Quelle: kathpress