Papst: Dankgottesdienste in ganz Österreich
Österreichs Kirche hat sich am Donnerstagabend von Benedikt XVI. verabschiedet, dessen Amtszeit um 20 Uhr zu Ende gegangen ist. Die Glocken der Pfarr- und Klosterkirchen wurden mit dem Beginn der Zeit des leeren Papststuhls (Sedisvakanz) geläutet, zudem feierten zahlreiche Bischöfe in den Domkirchen des Landes Dankgottesdienste für das vergangene Pontifikat, die zugleich die Bitte für den neuen Papst und die Kirche beinhalteten.
Erzbischof Alois Kothgasser leitete im Salzburger Dom die Dankfeier, die mit Beginn der Sedisvakanz um 20 Uhr vom Läuten der Salvator-Glocke - nach der Pummerin die zweitgrößte Glocke Österreichs - unterbrochen wurde. Wie Kothgasser in seiner Predigt betonte, habe Benedikt XVI. sein Leben ganz in den Dienst Gottes und seiner Kirche gestellt. Durch seine ungewöhnliche Entscheidung für den Rücktritt - nach wiederholter Gewissensprüfung - habe er der Kirche für die Zukunft neue Möglichkeiten eröffnet.
» Tipp: Dossier zu Papst-Abschied & Sedisvakanz
Schon am Aschermittwoch dieses Jahres - also noch vor der Ankündigung des Amtsverzichts - habe Benedikt XVI. in seiner Ansprache um das Gebet für den Weg der Kirche ersucht, bemerkte der Erzbischof. Als Wegweiser dafür habe der Papst bei seiner Ansprache an den römischen Klerus vor zwei Wochen die Konzilsdokumente hervorgehoben. Der junge Theologe Joseph Ratzinger sei selbst von 1962 bis 1965 an der Arbeit des Konzils beteiligt gewesen.
Bis zuletzt war in Salzburg damit gerechnet worden, dass Benedikt XVI. aus der von Nuntius Peter Zurbriggen an den Vatikan übermittelten Kandidatenliste für die Neubesetzung des Amtes des Erzbischofs jenen Dreiervorschlag liefern würde, aus dem das Domkapitel den Nachfolger Kothgassers wählen könnte. Diese Aufgabe geht nun an den zu wählenden Papst über, wobei Beobachter mit einer Entscheidung bis Sommer oder sogar darüber hinaus rechnen.
Bischof Ludwig Schwarz: "Ein mutiger Papst"
Im Linzer Mariendom bezeichnete Diözesanbischof Ludwig Schwarz Benedikt XVI. als "großen Theologen und hervorragenden Autor", dessen Pontifikat ein großes Geschenk Gottes für die Kirche gewesen sei. In seinen Enzykliken, Büchern und Ansprachen habe der emeritierte Papst "immer mutig die Themen der Gegenwart angesprochen". Gemeinsam mit Bischof Schwarz feierte auch Altbischof Maximilian Aichern den Dankgottesdienst.
Von Benedikt XVI. bleibe, dass er Christus als das Wesentliche im Glauben erschlossen habe, so Bischof Schwarz. "Der Gott der Liebe war dem Papst ein zentrales Anliegen", zudem habe sich Benedikt XVI. "mit großer Geduld um die Einheit in der Kirche bemüht" und auch durch Friedenszeichen wie das Assisi-Treffen den interreligiösen Dialog gepflegt. Durch seinen Rücktritt zeige Benedikt XVI. auf prophetische Weise, dass hinter dem Papst ein Mensch mit Stärken und Schwächen stehe.
"Er sorgte für Überraschungen"
Ebenso auf die interreligiösen Bemühungen des emeritierten Papstes ging der Klagenfurter Diözesanbischof Alois Schwarz ein. In "einzigartiger Weise" habe Benedikt XVI. - eine "große Gestalt der Kirchengeschichte" - das Gespräch mit den Religionen geführt. Er habe in seinem Pontifikat immer wieder überrascht, außer durch seinen Abgang u.a. auch durch die Enzyklika "Deus caritas est", die eine "Lieberserklärung an die Liebe" sei, das "Paulusjahr" oder das "Jahr des Priesters".
Als "Grundmelodie" der Predigten des ehemaligen Papstes bezeichnete Schwarz das "Finden und Leben der Freundschaft mit Jesus". Die Kirche werde auch in Zukunft aus der Theologie von Benedikt XVI. schöpfen und daraus "Orientierung und Klarheit in Zeiten des Relativismus" finden.
Quelle: Kathpress