„Hebamme, Schwimmlehrer, Trüffelschwein“
Wer in der kirchlichen Seelsorge tätig ist, braucht künftig nach Einschätzung des neuen Feldkircher Pastoralamtsleiters Martin Fenkart zentrale Fähigkeiten von "Hebammen, Schwimmlehrern und Trüffelschweinen": Es gehe um das "Talent, das Kind ins Leben zu heben" als auch um die Vermittlung, dass man vom Glauben ähnlich wie vom Wasser getragen werden könne, sowie um die Aufgabe, "in allen Getauften die Charismen und Talente zu erschnüffeln, zu entdecken, sie zu befähigen und zu ermutigen, ihr Christsein zu leben", erklärte Fenkart im Interview mit dem diözesanen "KirchenBlatt" (aktuelle Ausgabe).
Fenkart (40), der zuvor als Radiojournalist, in der Erzdiözese Wien und als Marketingleiter bei der Supermarktkette "Spar" wirkte und zuletzt diözesaner Referent für Berufungspastoral war, stellte für seine im Oktober 2015 begonnene Tätigkeit an der Spitze des Feldkircher Pastoralamts den Anspruch einer ständigen Hinterfragung, "ob unser Engagement auch zielführend ist". Als Antwort auf die vielen religiös suchenden und hoffenden Menschen, die der Kirche als Institution gegenüber kritisch und erwartungslos eingestellt sind, sei es nötig, "weniger auf den Bauchnabel zu schauen und mehr auf die Stimmung in der Gesellschaft, um auf die Bedürfnisse der Menschen antworten zu können". Kirche dürfe sich nicht selbst stets im Weg stehen, sie müsse "Neues zulassen und die gute Botschaft mit neuem Mut weitergeben".
Die Familiensynode vom vergangenen Herbst, an der der Feldkircher Bischof Benno Elbs teilgenommen hatte, werde die Diözese darüber hinaus "noch gut beschäftigten", erklärte Fenkart. Bereits angelaufene Reaktionen darauf seien zwei Arbeitskreise, darunter einer beim diözesanen Ehe- und Familienzentrum zur Frage der Begleitung von geschiedenen wiederverheirateten Paaren "auf einem Weg der Versöhnung und Vergebung, bis zur Möglichkeit einer Segensfeier, vor allem aber der Inklusion in der christlichen Gemeinde", wie Fenkart darlegte. Ein weiterer Arbeitskreis widme sich der Homosexuellen-Pastoral; "denn wir haben als Kirche die Pflicht, jedem Menschen zu sagen: Dein Erfinder hat dich wunderbar erfunden", so der Pastoralamtsleiter.
Die Diözese befinde sich bei ihrer internen Umstrukturierung "erst am Anfang eines großen Veränderungsprozesses", der auf gesellschaftliche Entwicklungen eine Antwort zu geben versuche. Aus Pfarrzusammenschlüssen gäbe es teils bereits positive Erfahrungen wie etwa Synergien und Zusammenarbeit "über den Kirchturm hinaus", teils aber "klemmt es gewaltig", so Fenkarts Beobachtung. Insgesamt gehe es darum, "in ein neues Kirchenbild hineinzuwachsen" weg von einer "Versorgungskirche" und hin zu einer "sorgenden und dienenden Kirche aller Getauften". Kernfragen dieses Prozesses seien jene nach der Glaubenserneuerung, der Kultur der Ehrenamtlichen sowie der Leitung.
Hinsichtlich der aktuellen Flüchtlingskrise sprach der Pastoralamtsleiter von "unzähligen" kirchlichen Initiativen: Über zehn Prozent der in Vorarlberg untergebrachten Flüchtlinge wohnten in von Pfarren, Orden oder der Diözese bereitgestellten Quartieren, weitere 2.000 Flüchtlinge seien in von der Caritas angemieteten oder betreuten Quartieren untergebracht. Der Lehrgang des katholischen Bildungswerks und der Pfarrcaritas für die ehrenamtliche Begleitung von Asylwerbern sei schnell ausgebucht gewesen, ein weiterer sei bereits in Planung.
Die Flüchtlinge selbst würden über die Elternbildung etwa in Eltern-Kind-Gruppen in Flüchtlingsheimen erreicht, die "Vorboten für neue Initiativen, die auf die Kirche warten" seien, wie Fenkart prognostizierte: "Die Herausforderungen der kommenden Jahre heißen Integration, Dialog, Wertschätzung für andere Kulturen und Religionen bzw. Mut und Elan, das Christentum und die Quellen der Freude allen Menschen anzubieten- am besten durch konkret gelebte Nächstenliebe."
Quelle: kathpress