Scheuer: "Jeder Kirchenaustritt tut weh"
"Jeder Kirchenaustritt tut weh, weil damit nicht einfach Zahlen sondern konkrete Menschen verbunden sind." Das betonte Bischof Manfred Scheuer in einem Interview auf der Online-Plattform "BauernZeitung.at". Man müsse aber auch sehen, dass sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geändert hätten. Manches hänge mit der demografischen Entwicklung zusammen. Er selber sehe die Situation als Chance aber auch Verpflichtung, "in dieser Zeit Zeugnis zu geben". Es sei eine Überzeugungsarbeit, in der es um jeden Einzelnen gehe. Die Zeit, in der ganze Milieus oder Völker gemeinsam getauft wurden oder zum Glauben gekommen sind, seine vorbei.
Der Oberösterreicher Manfred Scheuer tritt am 17. Jänner sein Amt als Bischof der Diözese Linz an. "Einfach eine Heimkehr" sei es aber nicht. "Man kehrt nicht in eine Vergangenheit zurück, sondern es ist eine neue Situation", gab der frühere Innsbrucker Bischof zu bedenken. Er kenne zwar viele Leute, aber auch die hätten sich in den letzten 19 Jahren verändert - "insofern wird für mich vieles Neuland sein". Beide Seiten müssten sich nun auf einander einlassen, "und ich hoffe wir mögen uns".
Einiges könne er aber aus seiner Vergangenheit in die neue Situation mitnehmen. Scheuer war in der Diözese Linz vor seinem Weggang als Spiritual, Seelsorger und Lehrer tätig. Sich auf eine neue Situation einzulassen, gehe aber nicht von heute auf morgen. "Ich brauche eine Zeit zum Abschied nehmen und eine Zeit zum Ankommen."
Konkrete Aufgaben wolle er noch nicht benennen, diese würden sich erst im "sich Einlassen, im Hinhören und im Gespräch ergeben, und dafür habe ich noch keine Gelegenheit gehabt". Eines könne er aber bereits jetzt sagen: Er werde nicht nur auf jene hören, die sich als progressiv, liberal, konservativ oder reaktionär deklarieren, sondern auch auf jene, die sich nicht in Schubladen stecken lassen.
Zur Flüchtlingsdebatte sagte Scheuer wörtlich: "Asyl ist ein Menschenrecht. Ich glaube, da ist es unsere Aufgabe und Pflicht, die Menschen innerhalb der rechtsstaatlichen Rahmenbedingungen aufzunehmen." Entscheidend sei, "dass wir nicht resignieren und uns in der Ohnmacht vergraben, sondern versuchen, mit Solidarität ans Werk zu gehen".
Kritisch äußerte sich Scheuer zum Umgang mit Lebensmitteln. "Ich glaube, der grundsätzliche Umgang mit Lebensmitteln, dass es da um etwas Heiliges geht, ist abhandengekommen." Damit sei wieder die Wertschätzung und Achtung menschlicher Arbeit und die Wertschätzung und Achtung der Natur und der Schöpfung verbunden. Es brauche, so Scheuer, insgesamt ein Umdenken, "man könnte auch sagen eine Art Bekehrung".
Quelle: kathpress