Orden müssen Zukunft unerschrocken gestalten
"Orden tragen große Verantwortung für das Gleichgewicht der Welt." Das betonte der Feldkircher Bischof Benno Elbs in seinem Vortrag bei der jüngsten Tagung der "Salzburger Äbtekonferenz" im schweizerischen Edlibach. Die Orden seien gefordert, die "Zukunft unerschrocken zu gestalten", forderte Elbs. Der "Salzburger Äbtekonferenz" (SÄK) gehören rund 60 Benediktinerklöster im gesamten deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz, Österreich, Südtirol) an.
An der SÄK-Frühjahrstagung in Edlibach nahmen mehr als 50 Benediktineräbte teil. Weiters waren auch zahlreiche Ordensfrauen der Einladung zur Tagung gefolgt. Die benediktinischen Ordensfrauen sind in der "Vereinigung der Benediktinerinnen im deutschsprachigen Raum" (VDB) organisiert. Die Ordensverantwortlichen diskutierten mehrere Tage über Zukunftsfragen ihrer Klöster.
Bischof Elbs räumte in seinen Ausführungen ein, dass die aktuelle Situation der Klöster oft davon geprägt sei, dass die Zahl der Mitglieder zurück gehe, die Aufgaben mehr werden, es an Nachwuchs fehle und bei vielen Menschen Gleichgültigkeit gegenüber Glauben und Kirche herrsche. Trotzdem: Entscheidend bleibe, ob man die Welt durch eine depressive Brille oder mit einem österlicher Blick betrachte. So wie Jesus den Emmausjüngern "Wanderexerzitien" gegeben habe, die ihnen halfen, den Auferstandenen gerade in ihrer zunächst noch hoffnungslos erscheinenden Situation zu erkennen, so plädiere er für ein entschiedenes "Ja zum Heute", so Elbs. Gott wirke sehr wohl auch heute in der Welt in scheinbar ausweglosen Situationen, ermutigte der Bischof die Ordensleute.
In einer Welt, in der vielfach nur Materielles wahrgenommen wird, seien spirituelle Werte unverzichtbar, um die Welt in Balance zu halten. Klöster seien nicht nur "Lernorte des Glauben", an denen der Glaube an Gott wachgehalten wird. Sie seien genauso auch "Kundschafter spiritueller Wege und Lebensformen". In einer Welt, die von der Logik von Markt, Macht, Geld und Medien geprägt ist, leisten sie als "Anwälte der Gnade", etwa durch die Feier der Liturgie und stellvertretendes Gebet, unverzichtbare Dienste, zeigte sich der Feldkircher Bischof überzeugt.
Immer wiederkehrende Themen bei der Tagung in der Schweiz waren die Schwierigkeiten, unter denen die Klöster wegen Überalterung, wachsenden ökonomischen Verpflichtungen, der Anstellung von Personal und der Sicherstellung des Klosterbetriebs stehen würden. Dieser neuen "Betriebsamkeit" dürfe das "Innere, was die Ordensleute zusammenhält", nicht geopfert werden, so der Tenor, wie das Schweizer Katholische Medienzentrum "kath.ch" berichtete.
Die Priorin des Benediktinerinnenklosters Fahr bei Zürich, Irene Gassmann, rief die Ordensleute dazu auf, einander zu ermutigen und mahnte zu mehr Kooperation "mit dem Umfeld um uns herum". Dazu gehöre auch der Einbezug von Freiwilligen.
Keine Angst vor Frauen in der Kirche
Ein besonderer Schwerpunkt der Tagung lag auch auf dem Thema "Frauen in der Kirche". Die Präsenz von Ordensfrauen bei der Äbtekonferenz unterstreiche, dass die Kirche sich ein Beispiel an den Orden bei der Zusammenarbeit von Frauen und Männern nehmen könne, sagte der Äbtekonferenz-Vorsitzende Abt Theodor Hausmann gegenüber dem Schweizer Katholischen Medienzentrum "kath.ch".
Die Schwestern bildeten im Orden einen deutlich höheren Anteil als die Brüder. Der Abt bezeichnete die Zusammenarbeit zwischen Schwestern und Brüdern bei den Benediktinern im deutschen Sprachraum als sehr gut. "Sie wächst, weil wir merken, dass wir viele gemeinsame Aufgabe haben. Eines der Zeichen der Zeit für die Klöster ist, dass wir vielmehr kooperieren müssen, als wir es in den zurückliegenden Jahrzehnten getan haben."
Das Mönchtum habe zur Frage "Frauen und Männer in der Kirche" seit 1.700 Jahren eine ganz eigene Antwort anzubieten. Es gehe nicht darum, zu fragen: Wer ist ordiniert? Äbtissinnen hätten ihre eigene Jurisdiktion, ihre Klöster, und seien auch geistliche Lehrerinnen. "Wenn Seelsorge nicht eine Frage der Ordination, der Weihe oder einer bischöflichen Beauftragung ist, sondern des Vertrauens zu anderen Menschen, dann sind selbstverständlich auch Frauen, die geistliche Kompetenz haben, Seelsorgerinnen." Die Äbtekonferenz bringe diesen Gedanken in die Kirche ein. "Und es ist zu wünschen, dass auch die Gesamtkirche diesen Impuls der Mönche und des Mönchtums aufnimmt, Seelsorge in ganz neuer Dimension zu denken."
Das Beispiel der Orden könne jedenfalls jenen in der Kirche, die vor der Zusammenarbeit mit Frauen "Ängste haben", diese wegnehmen, zeigte sich Abt Hausmann überzeugt.
Quelle: kathpress