Nach Brandschlag auf Asylwerberheim: Kirche lädt zu Friedensgebet
Nach dem Brandanschlag auf ein neu gebautes Flüchtlingswohnheim im oberösterreichischen Altenfelden laden die örtliche katholische Pfarre, die Katholische Jugend und das Katholische Bildungswerk für kommenden Donnerstag (9. Juni) zu einem multireligiösen Friedensgebet ein. Das Gebet findet um 19 Uhr im Pfarrzentrum Altenfelden statt. "Alle sind gefragt, mit dabei zu sein und ein Zeichen zu setzen", so die Organisatoren in ihrer Ankündigung.
Bisher unbekannte Täter hatten in der Nacht auf 1. Juni eine gerade fertiggestellte, aber noch nicht bewohnte Flüchtlingsunterkunft des in der Mühlviertler Gemeinde angezündet. Das Holzriegel-Fertigteilhaus, in das kurz darauf 48 Asylwerber hätten einziehen sollen, wurde dabei völlig zerstört.
Das Gebäude werde in den kommenden Wochen neu errichtet und soll bis August wieder bezugsfertig sein, berichtete der oberösterreichische Grünen-Politiker und Integrations-Landesrat Rudi Anschober bei einer Solidaritätskundgebung am Sonntag in Altenfelden. Mehrere Hundert Menschen setzten dabei am Ort des Brandanschlags auf Initiative der Sozialistischen Jugend des Ortes ein überparteiliches Signal gegen Fremdenhass. "Wir werden der Gewalt nicht weichen", sagte ÖVP-Bürgermeister Klaus Gattringer. Es sei Zeit aufzustehen und aufeinander zuzugehen, appellierte Nicki Leitenmüller, die Regionskoordinatorin der Katholischen Jugend im Oberen Mühlviertel bei der Kundgebung.
Zahlreiche Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft und Kirchen hatten bereits unmittelbar nach dem Brandanschlag ihre Bestürzung über die Tat zum Ausdruck gebracht. Der Linzer Caritasdirektor Franz Kehrer sprach von einem "erschütternden Warnsignal für uns alle, wie schwer auch bei uns in Österreich das gesellschaftliche Klima inzwischen 'vergiftet' ist".
Radikalismus bekämpfen
Fälle wie der "infame Brandanschlag" auf das Flüchtlingsheim in Altenfelden oder der schwerbewaffnete Fremdenhasser im Bezirk Linz-Land, den die Polizeieinheit "Cobra" verhaften musste, um einen Amoklauf zu verhindern, unterstreichen die Notwendigkeit eines Nationalen Aktionsplanes gegen Rechtsextremismus. Dessen Ankündigung durch Innenminister Werner Sobotka bei einer Pressekonferenz in Oberösterreich hat das "Mauthausen Komitee" (MKÖ) am Montag begrüßt.
Laut Vorsitzendem Willi Mernyi erfüllt der Minister damit auch eine Forderung des Komitees, dem auch viele kirchliche Organisationen angehören. "Es ist auch höchste Zeit: Die Zahl der rechtsextremen und rassistischen Straftaten hat sich bundesweit während der letzten zehn Jahre mehr als verfünffacht", sagte Mernyi.
Voraussetzung für Erfolge im Kampf gegen Rechtsextremismus sei ein breiter Schulterschluss: Das Innenministerium und die Sicherheitsbehörden sollten mit der Justiz, den Schulen, den Bundesländern und der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten - "vor allem mit Gewerkschaften, Kirchen und antifaschistischen Organisationen", forderte Mernyi. Auch genügend finanzielle und personelle Ressourcen seien gefordert.
Das überparteiliche und überkonfessionelle MKÖ wird getragen vom Gewerkschaftsbund, der Österreichischen Bischofskonferenz und der Israelitischen Kultusgemeinde. Im Kuratorium sitzen neben Kardinal Christoph Schönborn u.a. auch Superintendent Lothar Pöll als Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen, der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) sowie der evangelische Bischof Michael Bünker. (www.mkoe.at)
Quelle: kathpress