Elbs: Leben in heutiger Zeit von "Heimat-Verlust" gekennzeichnet
Die Gesellschaft ist heute von einem anhaltenden "Heimat-Verlust" geprägt, der schmerzhaft, zugleich aber auch mit neuen Freiheiten verbunden sei. Das hat der Feldkircher Bischofs Benno Elbs am Donnerstag bei der Jugendkonferenz "Pro Con" im diözesanen Bildungshaus St. Arbogast vor rund 200 Jugendlichen betont. Anders als noch vor einigen Generationen hätten Menschen heute nicht mehr einen durch Geburt bestimmten "vorgegebenen fixen Platz in der großen Ordnung des Ganzen". Dies böte zugleich die Chance, "den für mich richtigen Ort, nämlich Heimat, frei wählen zu können".
Ein damit einhergehendes "neues Nomadentum" belaste gerade junge Menschen jedoch auch, berichtete der Bischof und ausgebildete Psychotherapeut: "Wir haben Probleme, uns in der Welt zu verankern, es fällt uns schwer, feste Bindungen einzugehen." Grundauftrag des modernen Menschen sei deshalb, den "eigenen Platz in der Welt zu finden, dabei aber nicht auf die eigenen Wurzeln zu vergessen und immer eine Vision zu haben".
Zum Problem werde die Erfahrung von Heimatlosigkeit erst dann, "wenn wir nicht mehr angeben können, was unsere Herkunft und was unsere Perspektive ist". Denn zu einer menschlichen Identität gehörten sowohl Tradition, die eigenen Wurzeln und die persönliche Vergangenheit, als auch die Zukunft und der Blick nach vorne. "Wer von seiner Vergangenheit abgeschnitten ist, weiß nicht, wer er ist. Und wer die Zukunft nicht im Blick hat, verliert die Orientierung", so der Bischof.
Auf der Suche nach Heimat ermutigte Elbs dazu, den eigenen Überzeugungen treu zu bleiben, sich auf Neues einzulassen, gastfreundlich zu sein und auf Beziehungen zu achten. Denn Heimat sei kein vorgegebener Zustand, "sondern ein Beziehungsraum, der in der Begegnung mit anderen Menschen und in der gegenseitigen Verantwortung füreinander entsteht".
Den Zusammenhang von persönlicher Beheimatung und gesellschaftlicher Herausforderung betonte die Kulturwissenschaftlerin Simone Egger von der Universität Klagenfurt. Die Ausbildung persönlicher Identität hänge eng mit dem Bewusstsein von Heimat und Beheimatung zusammen. Sicherheit, Vertrautheit und Selbstverständlichkeit seien entsprechend jene Voraussetzungen, "die unerlässlich sind, um sich zugehörig und damit beheimatet zu fühlen". Heimat sei zugleich immer auch eine "gemeinschaftliche Aufgabe": "Jeder und jede kommt heute in Lebenssituationen, wo er sich fragen muss, zu wem gehöre ich und wer will ich sein?"
2018 stand der Begriff "Heimat" im Fokus der Jugendkonferenz. Impulse lieferten heuer neben Bischof Benno Elbs u.a. Simone Egger von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Pastoralamtsleiter Martin Fenkart, Jesuitenpater und Entwicklungshelfer Markus Inama, Landeshauptmann Markus Wallner und Jugendseelsorger Fabian Jochum. Was Heimat bedeuten kann, erkundeten die Schüler, Lehrlinge und Studenten zwischen 16 und 26 Jahren auch in zehn verschiedenen Workshops.
Quelle: kathpress