"Österreich ist frei!"-Feier im Stephansdom
"Österreich ist frei!": Diese Frohbotschaft der Unabhängigkeit von Nachkriegsösterreich ist am Freitag im Wiener Stephansdom bei einem Mariengottesdienst gefeiert worden. Im Zentrum der von Dompfarrer Toni Faber geleiteten Marienfeier "Schutzfrau Österreichs" stand der 65. Jahrestag der Staatsvertragsunterzeichnung, aber auch der Dank für die "Teilbefreiung" von den Corona-Restriktionen. In seiner Predigt betonte Faber die Herausforderungen nach dem Kriegsende vor 75 Jahren, aber auch während der aktuellen Corona-Pandemie. Vor allem die Zusammenarbeit, "ungeachtet von eigenen Grenzen, Parteien und Schicksalen" habe Österreich immer wieder "wiederauferstehen lassen", betonte der Dompfarrer. Die berühmten Worte "Österreich ist frei" werde man auch künftig neu erleben können, "wenn jeder etwas dazu beiträgt".
Unter den Mitfeiernden im Dom waren u.a. die für Religionsgemeinschaften zuständige Bundesministerin Susanne Raab, die vor der Zeremonie gemeinsam mit Faber über die liturgisch relevanten Erleichterungen der Corona-Sicherheitsmaßnahmen informierte, der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, sowie der Bezirksvorsteher von Wien-Innere Stadt, Markus Figl.
In den schrecklichen Jahren der Nazi-Herrschaft und durch das "todbringende verderbliche Vorgehen gegen Menschengruppen" sei viel zerstört worden, so Faber. "Aus den Ruinen des Doms, der Stadt, des Landes und der ganzen Welt" sei - auch Dank der "Hellsichtigkeit unserer Väter und Mütter" - Neues gewachsen.
Auch die anschließende Besatzungszeit sei eine Zeit der Entbehrung gewesen, mit dem Ziel "wieder frei sein zu können". Mit der Unterzeichnung des Staatsvertrags am 15. Mai 1955 und den legendären Worten "Österreich ist frei!" vom damaligen Außenminister Leopold Figl im Schloss Belvedere, sei das Ziel endlich erreicht worden. Faber erinnerte dabei auch an die anschließende Prozession zum Stephansdom.
Mit Blick auf die aktuelle Corona-Pandemie meinte Faber, dass die Politiker zu Beginn gefordert waren "einen Weg einzuschlagen, der das Land vor den schwersten Opfern verschont". Trotzdem brauche es nun eine "Prüfung der Ziele". Positiv strich der Dompfarrer das Miteinander und den Zusammenhalt in Österreich hervor. Auch die Kirchen und Religionsgemeinschaften hätten mit der Bundesregierung "an einem Strang gezogen, um dem Gemeinwohl und den Menschen zu dienen".
Bereits zu Beginn dieser Marienfeier "Schutzfrau Österreichs" um 18 Uhr signalisierte das Eröffnungsgeläut die Erinnerung an den segensreichen Neubeginn der Republik nach dem Leid und den Wirren der Kriegs- und Besatzungszeit. Nach der feierlichen Zeremonie läutete die 20 Tonnen schwere Pummerin im Nordturm des Stephansdoms.
Dompfarrer Faber hat während der Feier auch eine Kopie der Mariazeller Gnadenstatue zum Wiener Neustädter Altar im Frauenchor des Wiener Stephansdoms getragen und um den Segen der Muttergottes für Österreich gebeten.
Wegen der Corona-Maßnahmen fand die Marienfeier im immer noch schütter besetzten Dom statt, in dem aktuell nur 300 Gläubige Platz nehmen dürfen. Zum Tragen kommen die Corona-Vorsichtsmaßnahmen auch bei den ab 16. Mai jeweils um 17 Uhr täglich im Stephansdom stattfindenden Maiandachten, darunter Feiern mit dem St. Pöltner Altbischof Klaus Küng (20. Mai), mit P. Benno Mikocki vom Rosenkranz-Sühnekreuzzug (25. Mai) und dem Heiligenkreuzer Abt Maximilian Heim (29. Mai).
Quelle: kathpress