Armutskonferenz: Zahl der Hitzetoten unter Armutsbetroffenen steigt
Sommerliche Hitzeperioden wie die derzeitige bergen nicht nur allgemeine Gesundheitsrisiken, sondern sie steigern auch die Sterblichkeit gerade unter armutsbetroffenen Menschen. Darauf hat die "Armutskonferenz" in einer Aussendung am Mittwoch hingewiesen: "In der Hitzewelle sterben Menschen, besonders gefährdet sind ältere und pflegebedürftige Personen, Kinder und Patienten mit Herz-Kreislaufproblemen - und Haushalte in Vierteln mit geringem Einkommen." Zwischen 2013 und 2019 verzeichnete Österreich insgesamt 3.701 Hitzetote, für letztes Jahr weist die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) 198 Todesfälle aus. In den Jahren 2013, 2015, 2017 und 2018 sind sogar mehr Menschen durch Hitze als im Straßenverkehr gestorben.
"Zwei Grad Klimaerwärmung heißt 50 Prozent mehr Hitzetote", so die Armutskonferenz. Allein ein Anstieg der Durchschnittstemperatur um zwei Grad führt in Europa zu 50 Prozent mehr hitzebedingten Todesfällen. Bei drei oder vier Grad im Schnitt mehr würde sich die Zahl der Todesfälle sogar vervierfachen.
Corona Lockdown und Hitzeperiode
"Besonders zu bekämpfen sind die städtischen Hitzespots", regte die Armutskonferenz vorbeugende Maßnahmen an. "Was wäre, wenn der Corona- Lockdown in die Hitzeperiode gefallen wäre, die Menschen in den heißen Wohnungen säßen, Kinder einkommensschwacher Familien sich in ihren beengten Räumen aufhalten müssten, sich Einsamkeit, Alter und Hitzebelastung verstärken?"
In ländlichen Gebieten wirkten Bäume und andere Pflanzen, aber auch Oberflächenwasser wie natürliche Klimaanlagen. Da fließt ein Bach, da liegt ein See. Sie kühlten die Umgebung in erster Linie durch die Verdunstung von Wasser. In den städtischen Zentren verhinderten die bebaute Fläche diese Hitzeregulierung. Regenwasser werde unterirdisch abgeleitet, der Beton und Asphalt machten Verdunstung unmöglich, heize sich besonders gut auf und strahle diese Hitze wieder ab. Auch die stark erhöhte Oberfläche durch die Gebäude und das Vermindern der Luftzirkulation würden zur Hitze beitragen. Dazu kämen künstliche Wärmequellen wie Autos, Industrie oder Abwärme von Klimaanlagen. So könne es in Städten bis zu 12 Grad höheren Temperaturen als in der Umgebung kommen.
Wasser, Grünraum, öffentlicher Verkehr, Wohnbau
Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, brauche es daher umfassender Anstrengungen im Bereich der Raumplanung, des öffentlichen Verkehrs und des Wohnbaus: Grünraum und Wasser würden die klimatischen und die Wohnbedingungen im städtischen Bereich verbessern. Auch der Ausbau des öffentlichen Verkehrs und Anpassungen im Wohnbau an die neuen klimatischen Herausforderungen - etwa durch verbesserte Wärmedämmung oder Fassadenbegrünung - würden zu einer Erleichterung für die Menschen beitragen.
Ärmere Bevölkerungsgruppen gingen statistisch gesehen häufiger Berufen nach, die körperlich anstrengend und der Hitze ausgesetzt seien (z.B. Bauarbeiter, Reinigungskräfte). Sozial benachteiligte Gruppen lebten meist in Wohnungen mit schlechter Bausubstanz (z.B. keine Wärmedämmung) und schlechter Ausstattung sowie weniger Raum pro Kopf. Aufgrund fehlender finanzieller Möglichkeiten könnten sie sich auch seltener energetische Wohnraumsanierungsmaßnahmen leisten, um sich an höhere Temperaturen im Sommer anzupassen.
Zudem würden Ärmere häufiger in Mietwohnungen, in denen nur wenig Möglichkeit zur Gebäudesanierung besteht, leben. Qualitative Untersuchungen wiesen darauf hin, dass Ärmere weniger oft und weniger weit in kühlere Bereiche ausweichen können. Sie würden einen schlechteren Gesundheitszustand aufweisen, welcher gegenüber Hitze verwundbarer mache. Von Hitze besonders stark betroffen seien ältere Menschen, weist die Armutskonferenz auf die empirischen Zusammenhänge hin.
Quelle: kathpress