Orden: Wie die selige Hildegard Burjan Menschen zusammenführt
Vor zehn Jahren wurde die Gründerin der Caritas Socialis, Hildegard Burjan (1883-1933), seliggesprochen. Die Caritas Socialis (CS) hat dies zum Anlass genommen, auf die bleibende Vorbildwirkung der Seligen, gerade auch im Blick auf die gegenwärtigen gespaltenen Gesellschaft, aufmerksam zu machen. Das Vorbild Hildegard Burjans rufe dazu auf, "wach für die Entwicklungen in unserer Gesellschaft zu sein, Verwundungen wahrzunehmen und Brückenbauerinnen zu sein, um Menschen zusammenzuführen", so Sr. Susanne Krendelsberger, Generalleiterin der CS Schwesterngemeinschaft.
Sie sei vor allem von der Haltung Burjans als Politikerin fasziniert, so die CS-Generalleiterin: "Je fester ein Mensch von seiner Weltanschauung überzeugt und durchdrungen ist, desto ruhiger erträgt er andere Meinungen, desto mehr sucht er überall das Versöhnende, Verbindende heraus und ignoriert bei gemeinsamer Arbeit das Trennende", zitierte Krendeslberger die Selige.
Sie sei dankbar für zahlreiche Menschen, "die mit uns in der Caritas Socialis auch heute unterwegs sind und sich von Hildegard Burjan inspirieren lassen; in den Einrichtungen in Wien, in Brasilien und in Deutschland", so die Generalleiterin weiter.
In der Aussendung wird auch die Burjan-Biografin und Vizepostulatorin im Seligsprechungsverfahren, Prof. Ingeborg Schödl, zitiert: "Im Seligsprechungsverfahren stand die Auseinandersetzung mit dem Tun und Wirken von Hildegard Burjan im Vordergrund. Ich versuchte aber für mich auch, die gegebene Chance zu nützen, um in die Gedankenwelt dieser Frau intensiver einzutauchen. Mein persönliches Leben erfuhr dadurch eine große Bereicherung. Ich bekam eine neue Sichtweise auf meine Aufgabe als Christin in der Welt."
Menschen in ihrer Würde stärken
Burjans Vorbild als Brückenbauerin hob auch Sr. Karin Weiler in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" hervor. Burjan sei es gelungen, "auf Menschen mit ganz anderer Weltanschauung zuzugehen, das Verbindende in den Vordergrund zu stellen, im Dialog zu stehen und zusammenzuarbeiten", so Weiler. Nachsatz: "Wie nötig wir gerade jetzt solche Menschen als Brückenbauer brauchen könnten."
Hildegard Burjan sei es auch ein Anliegen gewesen, Menschen, die sich an den Rand gedrängt, verwundet und übersehen fühlten, Mut zu machen und ihre Würde zu stärken. "Mit Geld und Kleinigkeiten ist einem Menschen nicht geholfen, man muss ihn von vornherein wieder auf die Füße stellen und die Überzeugung geben: Ich bin jemand und kann etwas leisten", zitierte Weiler die Selige.
Freilich sei Hildegard Burjan nicht perfekt gewesen. Es sei ihr bewusst gewesen, dass sie der Spannung zwischen Muttersein und den Aufgaben als Politikerin und Sozialmanagerin nicht ganz gerecht wurde. Und sie habe ihr Scheitern auch eingestanden, so Sr. Weiler: "Ein Vorbild zu haben, das auch das Scheitern kennt und eingestehen kann, macht Mut, sich als Christ und Christin in die heutige Zeit zu stellen und den Fragen von heute sozial sensibel zu begegnen."
Hildegard Burjan wurde am 29. Jänner 2012 im Wiener Stephansdom seliggesprochen. Mit ihr hat die Katholische Kirche 2012 weltweit erstmals eine Parlamentarierin seliggesprochen. Am kommenden Sonntag - einen Tag nach dem Jubiläumstag -, findet aus diesem Anlass um 18 Uhr ein Festgottesdienst im Wiener Stephansdom statt. Für die Teilnahme an der Messe (zumindest für den vorderen Bereich des Doms) ist eine Anmeldung erforderlich. (Infos: www.cs.or.at) Der Gottesdienst wird aber auch im Livestream über den Youtube-Kanal der Erzdiözese Wien (www.youtube.com/watch?v=cHBcMsg67Sk) übertragen. Hildegard Burjan gründete die Schwesterngemeinschaft der Caritas Socialis 1919 mit dem Auftrag, die soziale Not zu lindern.
Quelle: kathpress