Gründonnerstag: Lackner nahm Fußwaschung an Roma vor
Erzbischof Franz Lackner hat in der Gründonnerstagliturgie im Salzburger Dom die rituelle Fußwaschung an einer Gruppe von obdachlosen Roma vorgenommen und damit ein "Zeichen einer dienenden Kirche" nach dem Vorbild Jesu gesetzt. Auch weitere österreichische Bischöfe haben diese Geste in Erinnerung an das Letzte Abendmahl am Donnerstagabend gesetzt, neben der diözesanen Pressestelle in Salzburg haben auch jene in Wien, Linz, Graz und Klagenfurt darüber berichtet. Tenor der Bischofsworte: In Jesu Handeln und Worten zeige sich ein "demütiger" Gott, der die Menschen berühren und ihnen nahe sein will.
Erzbischof Lackner betonte am Gründonnerstag, dass die traditionelle Messfeier "nicht nur ein Mahl" sondern auch ein "Opfermahl" sei, die daran erinnere, "wie Jesus sein Leben für uns hingegeben hat". Er zitierte in seiner Predigt den Gründer jenes Ordens, dem er angehört - den heiligen Franziskus, der über die Eucharistie die "staunenswerte Herablassung" und "demütige Erhabenheit" Gottes bejubelte. Sein Lobpreis galt der Demut Gottes, der sich "so erniedrigte, dass er sich zu unserem Heil unter der anspruchslosen Gestalt des Brotes verbirgt". Der Ursprung dieses Geheimnisses sei nicht vergangen, sondern vergegenwärtige sich in jeder Eucharistiefeier, hielt Lackner fest.
Die für die rituelle Fußwaschung ausgewählten Personen waren notreisende Roma und Mitarbeitende des Projekts "BIWAK", das in der Stadt Salzburg kirchliche Räume als Notschlafstelle für obdachlose Roma und Sinti öffnet. Bereits ab der Mittagszeit am Gründonnerstag rückten Seelsorgerinnen und Seelsorger der Erzdiözese mit Schuhputzkästen aus, um Passanten die Schuhe zu reinigen: Diese Initiative von Seelsorgeamt und "Offenem Himmel" in der Stadt Salzburg sollte ebenfalls an die Fußwaschung durch Jesus vor dem letzten Abendmahl erinnern.
Schönborn: Jesus will uns berühren
"Jesus will uns berühren. Und er tut das auch körperlich. Er will uns gewissermaßen bis ins Innerste berühren, bis ins Herz hinein": Das sagte Kardinal Christoph Schönborn bei der Abendmahlsmesse im Stephansdom. Am Gründonnerstag gehe es darum, "Anteil an Jesus" und Gemeinschaft mit ihm zu haben. Mit Blick auf das eucharistische Mahl habe er Jesus - und auch sich selbst - manchmal gefragt: "Warum schenkst du uns dich selbst in einer so unscheinbaren Form? In diesem kleinen Stück Brot? Warum nicht deutlicher?" Nach den Worten Schönborns ist es "ja wirklich eine Herausforderung für unseren Glauben", die Hostie als "seinen Leib" zu bekennen.
Aber vielleicht mache es Christus deshalb so, "weil er weiß, dass wir es nicht ertragen könnten". Der Wiener Erzbischof erinnerte dabei an die lebensverändernde Erfahrung, die der heilige Thomas von Aquin am Nikolaustag des Jahres 1273 machte, als er "plötzlich während der Eucharistie eine überwältigende Erfahrung" hatte und danach aufhörte zu schreiben und nur noch ganz schwer sprechen konnte. Die unmittelbare Präsenz Gottes "war einfach zu stark".
Die Fußwaschung nahm der Kardinal an dem Jesus-Darsteller und den Aposteln der Passionsspiele von Kirchschlag vor, die heuer mit zweijähriger Corona-Verspätung wieder gefeiert werden können.
Scheuer: Gesunder Egoismus - kranke Liebe?
Jesus Christus ist der "Mensch für andere", sein Leben "Dasein-für-andere", geprägt von Solidarität und Dienst - darauf wies der Linzer Bischof Manfred Scheuer in der Gründonnerstag-Liturgie hin. Fußwaschung und Eucharistie seien "so etwas wie eine Revolution": Schon der heilige Augustinus habe gemeint, "dass Gott seine Gegenwart und seine Liebe an die unscheinbaren Zeichen von Brot und Wein gebunden hat, um die Überheblichkeit, die Arroganz und auch die Verblendung unserer Vernunft zu demütigen". Da gilt laut Scheuer nicht mehr die Logik der Macht und des Geldes, gemäß der jener oben auf ist, "der sich die Hände nicht schmutzig macht".
Der Völkerapostel Paulus habe es als Verrat am Herrenmahl angesehen, wenn die Armen vom anschließenden Sättigungsmahl ausgeschlossen bleiben. Scheuer: "Wer Eucharistie feiert, darf kein 'Eigenbrötler' sein." Kritik übte der Linzer Bischof an einer heute verbreiteten Sichtweise, die "Egoismus des Einzelnen eine notwendige Voraussetzung für den Wohlstand aller" betrachtet. Das neoliberale Wirtschaftsdenken setze alle Hoffnung auf eine "wundersame Wohltätigkeit individueller Sünden": Die privaten Laster der einzelnen - Habgier, Geiz und Neid - sollen zum Wohlstand aller führen, skizzierte Scheuer diesen Irrweg.
Der Weg Jesu gehe den Weg zum Anderen, "den Weg der Proexistenz, der Solidarität, des Dienstes, des Verzichts, des Leidens um des Reiches Gottes willen", so der Bischof. "Da gibt es kein kaltes Mein und Dein, weder im Hinblick auf materielle Güter, auch nicht im Hinblick auf das Tragen der Lasten."
Krautwaschl wirbt für demütigen Lebensstil
Auch der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl betonte am Gründonnerstag den Vorbildcharakter der Fußwaschung als christliche Haltung: "Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe", so Jesus im Evangelium. Diese "entscheidenden, ja gleichsam testamentarischen Worte" hätten sich Christinnen und Christen seit Anbeginn der Kirche zu Herzen genommen, sagte Krautwaschl. Auch wenn sie oft hinter diesen hohen Ansprüchen zurückgeblieben sind: "Immer wieder hat sich durch Krisen in der wahrhaft gelebten Nachfolge unseres Herrn die Christenheit aufs Neue der Quelle besonnen, aus der sie schöpft und trinkt".
Gerade heute sei man zu einem demütigen Lebensstil nach dem Vorbild Jesu herausgefordert, in Zeiten, da viele Sicherheiten genommen scheinen. Doch allen Krisen zum Trotz bestehe jetzt die Chance, "die Übung der Fußwaschung, die Übung der Liebe bis zum Tod wirklich zu leben und nicht nur davon zu reden", appellierte der Bischof.
Marketz: Für andere da sein macht freier
Das Beispiel Jesu stellt - so der Kärntner Bischof Josef Marketz im Klagenfurter Dom - jeden Einzelnen vor die Frage: "Für wen bin ich da? Für wen könnte ich da sein, wer hätte meine Hilfe, meinen Zuspruch, ein kleines Zeichen der Nähe nötig?" Sich solche Fragen immer wieder zu stellen, könnte heilsam für einen selber und für andere sein, betonte Marketz. Wer für andere da ist, löse sich von der Fixiertheit auf die eigene Person und die eigenen Befindlichkeiten "und wird so innerlich freier und offener".
Beispiel gebend solle sein, dass Jesus auch Judas die Füße gewaschen und auch für ihn Leib und Blut gegeben habe, so der Bischof: Er berichtete in seiner Predigt vom Brief einer frommen Impfgegnerin, "die mich und die Kirche mehr oder weniger zum Teufel wünscht"; ein weiterer sei von einem russischen Priester eingelangt, der seine eigene Sicht auf den Krieg in der Ukraine darlegte. Auch für Menschen da zu sein, "mit denen wir einfach nicht auskommen", falle schwer, so Marketz. Das werde die Herausforderung sein in der Ukraine, wo 20 Prozent der Bevölkerung Russen waren, und auch hierzulande gehe es darum, das durch die Pandemie gewachsene Misstrauen "wieder in Freundschaft zu verwandeln".
Mit der "Messe vom Letzten Abendmahl" beginnt das "österliche Triduum (die "Heiligen Drei Tage"). Die Kirche gedenkt an diesem Abend des Letzten Abendmahles Jesu, der Fußwaschung der Jünger durch Jesus und seines Gebetes im Garten von Gethsemane unmittelbar vor seiner Gefangennahme. Gemeinsam mit der Liturgie am Karfreitag der Osternacht, dem Hochamt am Ostermorgen und der Ostervesper bilden die verschieden liturgischen Feiern des österlichen Triduums einen einzigen Gottesdienst.
Quelle: kathpress