Scheuer: Ostern ist Wendepunkt von Resignation zur Hoffnung
Als "großen Wendepunkt unseres Lebens" hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer die Auferstehung Jesu bezeichnet. Das Ostergeschehen sei "der entscheidende Durchbruch vom Tod zum Leben, von der Resignation zur Hoffnung, von der Gewalt zum Frieden, von der Knechtschaft zur Freiheit", sagte der Diözesanbischof bei seiner Predigt am Ostersonntag im Linzer Mariendom. In der Auferstehung sei die Hoffnung der Christen begründet, als ein Trost für alle im Leben zu kurz Gekommenen wie auch als Kraft zum Weitermachen, Aushalten und Durchhalten. Der Osterglaube verhindere eine Haltung, die alles aus dem Leben "herauspressen" wolle, und schenke die "Fähigkeit, das Leiden anzunehmen und in ihm zu reifen".
Die Auferstehung geschehe "mitten im Alltag", betonte der Linzer Bischof. Etwa dann, "wenn nach Konflikten und Streit Anzeichen von Verständigung und Versöhnung auftauchen. Wenn in einer Atmosphäre des Neides und der Verachtung Wohlwollen spürbar wird, wenn nicht grundsätzlich gleich das Schlechtere angenommen wird. Wenn es bei großem Druck und bei Belastungen eine Zeit des Aufatmens gibt. Wenn der Glaube nach einer Phase der Orientierungslosigkeit neu in den Herzen der Menschen Wurzeln schlägt." Auch die Befreiung eines Menschen von Konsum- und Erfolgszwängen zählte Scheuer dazu, sowie von Süchten - von Alkohol- und Drogensucht bis Eifersucht und Arbeitssucht - oder wenn sich Menschen "nicht besetzen lassen von den Erwartungen anderer".
Christliche Zukunftshoffnung sei keine bloße Vertröstung auf das Jenseits, unterstrich Bischof Scheuer. Wenn dies so sei, hätte die Auferstehung keine Konsequenzen oder Gestaltungskraft für das Hier und Jetzt. Ebenso wie Jesus ein "Leben in Fülle" vorgezeigt habe, würden Christen "das Leben lieben", und zwar vor und nach dem Tod. Daher komme auch ihre Motivation für den Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Sie ließen sich zugleich die Hoffnung nicht nehmen, "dass all das Gute, all das Leben und Lieben nicht in eine letzte Vergeblichkeit versinken".
Stunden zuvor hatte Scheuer im Linzer Dom am Samstagabend die Osternacht gefeiert und einer erwachsenen Taufbewerberin durch die Spendung des Taufsakraments der in die Gemeinschaft der katholischen Kirche aufgenommen. Dabei verwies er auf die Formel "Ich widersage" im Taufversprechen. Durchaus existiere ein biblisches "Nein", betonte der Bischof. Dieses unterscheide sich deutlich von der Haltung der "Nein-Sager", die mit ständigem "grundsätzlichen Verdacht" Bitterkeit, Hochmut, Isolation und Rigorismus Vorschub leisteten, als auch von der Grundeinstellung der "Wendehälse", die alles als gleichwertig ansähen. Beide Haltungen gäben der Solidarität mit Leidenden keinen Platz, warnte Scheuer.
Beim christlichen "Ich widersage" sei die Grundrichtung eine andere. Es handle sich um ein "Nein", das "kein Anschwärzen oder Anklagen" sei und weder "Lust an der Destruktion" noch das "Sezieren einer Leiche" anstrebe. Bischof Scheuer: "Beim Nein zu Götzen, Mammon und Sorgen, beim Verzicht in der Nachfolge, bei der Absage an die 'Welt' geht es positiv um die schlichte Bereitschaft für Gottes Forderung." Geleitet sei das biblische Nein vom Gebot der Feindesliebe wie auch von einem Dasein für andere.
Quelle: kathpress