
Pastoraltheologe: Segnungsfeier prophetischer Schritt für Weltkirche
Als einen "prophetischen Schritt für die Weltkirche" hat der Salzburger Pastoraltheologe Salvatore Loiero die vatikanische Erlaubnis für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und solcher Paare, die ihre Partnerschaft anders leben als in einer sakramentalen Ehe bezeichnet. Bischöfe sowie Seelsorgerinnen und Seelsorger könnten sich nun "auf ein Dokument von universaler Bedeutung und Reichweite" berufen. In Bezug auf gleichgeschlechtliche Paare sei dies speziell in Ländern wichtig, in denen Homosexualität als Straftat betrachtet wird, wies Loiero, seit September Professor für Pastoraltheologie an der Paris-Lodron-Universität Salzburg, am Dienstag im Kathpress-Gespräch hin.
Die vom Glaubens-Dikasterium veröffentlichte Grundsatzerklärung "Fiducia supplicans" ("Flehendes Vertrauen") sei somit ein wichtiger Schritt gegen eine kirchlich geduldete oder teils mitgetragene Kriminalisierung von Homosexuellen, aber auch von Seelsorgerinnen und Seelsorger, die bereits in der Vergangenheit gleichgeschlechtliche Paare segneten, betonte der Theologe.
Die katholische Kirche könne mit dem vatikanischen Dokument in Ländern, in denen etwa homosexuelle Handlungen mit der Todesstrafe geahndet oder in denen LGBTQI+-Rechte beschnitten werden, kritisch tätig werden: "Die Kirche darf nie teilnahmslos zusehen, wenn Menschengruppen marginalisiert oder kriminalisiert werden", so Loiero wörtlich. Der Text könne damit als eine Art "Antipol" zu kirchlichen und gesellschaftlichen "Leitkulturen" verstanden werden, "die meinen, sie wüssten ganz genau, welcher Mensch allein wegen seiner Partnerschaft oder Sexualität 'richtig oder falsch' sei - auch in westlichen Kulturen", sagte der Theologe.
"Fiducia supplicans" könne zudem die "prophetische Kraft des Christentums" fördern, wenn es darum gehe, Liebe, Treue und gelingende Beziehungen nicht als Machtinstrumente gegen Menschen zu verwenden, sondern als Orte, wo Menschen "segensreich" Leben und Glauben teilen, so der Salzburger Pastoraltheologe.
Würdevolle Gestaltung und Umgebung
Positiv wertete Loiero, dass die Österreichische Bischofskonferenz und besonders ihr Vorsitzender, Erzbischof Franz Lackner, in der jüngeren Vergangenheit immer wieder ihre pastorale Sorge und Bereitschaft der Möglichkeit eines solchen Segens zum Ausdruck brachten. Gleichzeitig brauche es nun vonseiten der Bischöfe mutige Schritte, um die erlaubte Segnung in der Praxis so umsetzen zu können, dass die den Segen erbittenden Paare wie die Seelsorgenden selbst nicht zum Spielball kirchenpolitischer Grabenkämpfe würden.
Die Bereitstellung entsprechender Formulare sowie weiterer praktischer Hilfestellungen sei notwendig. "Die Bischöfe müssen ihren Seelsorgerinnen und Seelsorgern etwas in die Hand geben", so der deutsch-italienische Priester über die erforderlichen nächsten Schritte. "Es braucht nun den Willen, dass ein solcher Segen nun kein formloser 'Segen to go' wird", mahnte der Salzburger Pastoraltheologe. Denn wenn Paare ihr "Gesegnet sein" vor Gott feiern wollten, brauche es auch eine würdevolle Gestaltung und Umgebung.
Form versus Inhalt
Als problematisch bezeichnete Loiero das im Dokument verwendete Wort "irregulär". Der Begriff sei immer unglücklich, da er nicht nur im deutschen Sprachgebrauch abwertend verstanden werden könnte: "Denn wenn ich von irregulär spreche, muss ich eine Idealvorstellung von regulär haben - aber was meint denn regulär? Nur was der Form halber regulär ist, ist noch lange keine Garantie, dass es auch inhaltlich stimmt", so Loiero.
Dass die sakramental geschlossene Ehe zwischen Mann und Frau ein hohes Gut der Kirche sei, kann und solle nicht verneint werden, stellte der Professor für Pastoraltheologie klar. Aber dies dürfe nicht zum Kampfbegriff missbraucht werden gegen andere Paarkonstellationen, die pastoral ebenso relevant seien, "weil sie den Menschen relevant sind, denen das Evangelium und der Segen Gottes gilt".
Mit "Fiducia supplicans", so Loiero, sei endlich eine Wende im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils eingeläutet worden, wonach seelsorgerliche Notwendigkeiten nicht einfach auf die lange Bank geschoben werden dürften, sondern als "Zeichen der Zeit" nach kirchlicher Umsetzung verlangen.
Quelle: Kathpress