
Glettler: Allgemeiner Gereizheit "Sanftmut" entgegensetzen
Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler sieht in der "Sanftmut" ein zentrales Leitwort für die aktuelle Botschaft von Weihnachten. "Gott hat die Einfachheit und Armut gewählt, um zu uns zu kommen - eine erfrischende Alternative zu dem, was in unseren Augen immer 'perfekt' sein muss", sagte Glettler im Interview der "Tiroler Krone" (Samstag; 24. Dezember). "Wir brauchen genau diesen Mut, um in der allgemeinen Gereiztheit wieder menschlicher zu werden, geduldiger", zeigte sich der Bischof überzeugt.
Versöhnung nannte Gletter zudem zentral für das Weihnachtsfest. Selbiges sollte auch etwa in den Familien nicht mit zu hohen Erwartungen überfrachtet werden, riet der Bischof. Das Fest der Geburt Jesu "verlangt keine familiäre Show", betonte Glettler. "Etwas Stille tut allen gut."
Zur Lage der Kirche sagte der Innsbrucker Bischof, diese befinde sich "mitten in Veränderungsprozessen". Für manche gehe es dabei zu langsam, für andere zu schnell, so Glettler. "Weder eine Verklärung der Tradition noch ein unkontrolliertes Vorpreschen ist sinnvoll."
Kirche lebe vom Engagement aller Gläubigen und man wolle noch mehr Frauen in kirchliche Führungspositionen zu bringen, fügte der Bischof hinzu. Beim von Papst Franziskus angestoßenen weltweiten "Synodalen Prozess" gehe es um "ein aufmerksames Unterwegssein mit den Menschen". Gletter: "So kann sich Kirche erneuern."
Abtreibung "ist keine Gesundheitsleistung"
Thema des Interviews war auch die jüngste politische Debatte in Tirol zu Fragen des Lebensschutzes. Dazu betonte Glettle vorweg, dass die Kirche in keinem Fall Frauen verurteilen möchte, die einen Schwangerschaftsabbruch hinter sich haben. "Begleitung und Seelsorge stehen für uns an erster Stelle." Das Angebot für einen Schwangerschaftsabbruch jedoch gehöre in den Bereich der niedergelassenen Ärzte, aber nicht an eine öffentliche Krankenanstalt, hielt Glettler noch einmal fest. "Ein Abbruch ist keine Gesundheitsleistung."
Der Bischof betonte zudem die Bedeutung einer guten Beratung von Frauen. Oft brauche es nur ein Wort der Zuversicht und das Aufzeigen konkreter Unterstützungsangebote. Ebenso wichtig sei die Frage, ob eine Frau in der Situation wirklich frei ist. "Es gab im Sommer eine Studie aus Deutschland, bei der herauskam, dass ein Drittel der Frauen auf Druck von außen einer Abtreibung zugestimmt hat", gab Glettler zu bedenken.
Quelle: kathpress