
Parr: Anpassung für 24-Stunden-Betreuung "dringend notwendig"
Während die Pflegereform der Bundesregierung zwar Verbesserungen beim Pflegegeld umfasst, ist die aktuelle Teuerung weder beim Pflegegeld noch bei der Förderung der 24-Stunden-Pflege berücksichtigt worden. Diese Kritik äußerte Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich, im Rahmen eines Pressegesprächs des "Vereins zur Förderung der Qualität in der Betreuung älterer Menschen" am Freitag in Wien. In diesem forderten Caritas, Hilfswerk und der 24-h-Qualitätssicherungs-Verein mehr Geld und Förderung von Qualität für die 24-h-Betreuung.
Parr warnte eindringlich davor, dass sich viele in Zukunft eine 24-h-Betreuung nicht mehr werden leisten können. Betroffene würden die Teuerungen stark unter Druck bringen, da auch sie mit hohen Mieten und stark steigenden Kosten für Energie, aber auch Lebensmittel konfrontiert seien. Da die Förderung für 24-h-Pflege seit ihrer Einführung 2007 noch nie erhöht wurde, aber weiterhin die Kosten steigen, habe die damalige Förderung von 550 Euro heute einen realen Wert von nur mehr 423 Euro. "Das ist eine Kürzung von 127 Euro, anders gesagt eine Kürzung von fast 25 Prozent", rechnete Parr vor.
Wenn die Bundesregierung es mit der im Zuge der Präsentation des Pflegereform-Paketes angesprochenen Valorisierung ernst meine, "dann muss es zu einer Erhöhung der Förderung von derzeit 550 Euro auf 680 Euro kommen, um den realen Wertverlust abzudecken", forderte auch die Geschäftsführerin des Hilfswerks Österreich, Elisabeth Anselm. Der budgetäre Mehraufwand für die Valorisierung liege bei insgesamt rund 37 Millionen Euro. Darüber hinaus müssten Maßnahmen gesetzt werden, um das System im Sinne von Qualität und Fairness weiterzuentwickeln.
Auch die Entwicklung des Systems im Sinne der besseren Absicherung von Fairness und Qualität stehe still, so der Verein. Dabei verspreche das Regierungsprogramm diese Weiterentwicklung auf Basis des ÖQZ-24 (Österreichisches Qualitätszertifikat für Vermittlungsagenturen in der 24-Stunden-Betreuung). Bis heute habe sich hier nichts getan, man fordere deshalb eine rasche und konsequente Anpassung des Fördermodells im Sinne der Absicherung und Weiterentwicklung der 24-Stunden-Betreuung in Österreich.
"Zertifizierte Vermittlungsagenturen haben deutlich mehr als die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten und sind mit dem ÖQZ-24 den Weg in eine entsprechende Qualität und Professionalisierung samt der damit verbundenen Kosten gegangen", betonte Johannes Wallner, Geschäftsführer für den Bereich ÖQZ im Verein zur Förderung der Qualität in der Betreuung älterer Menschen. Das betreffe etwa die Bereiche Qualitätssicherung, Transparenz der Verträge sowie bei Qualifikationen und Kompetenzen der Pflegenden.
Es braucht "Fairness-Bonus"
Um diese Qualität und Fairness weiterzuentwickeln, forderten die Organisationen die Implementierung eines "Fairness-Bonus", der etwa auch an die Bezahlung eines Mindesthonorars geknüpft ist. Für einen solchen "Fairness-Bonus" wären laut Vertretern der Allianz etwa 109 Millionen Euro nötig.
Derzeit nutzen rund 25.000 betreuungs- und pflegebedürftige Menschen in Österreich eine 24-Stunden-Betreuung. Sie sparen der Allgemeinheit viel Geld, aber sie werden von der Politik im Stich gelassen, so die Kritik der Organisationen. Auch wenn man vielen Punkten der Pflegereform ausdrücklich zustimme, deckten die angekündigte Valorisierung der Basisförderung den tatsächlichen Wertverlust bei Weitem nicht ab.
Quelle: kathpress